Full text: Das Retablissement Ost- und Westpreußens unter der Mitwirkung und Leitung Theodors von Schön

Einleitung. 
Kriegsschiiden und Gulschadrgungen in den Jahren 
1806—15. Das Retablissement und die Def-rm- 
gesetze 1807—11 
Unter dem Feldzug von 1806/7 hatten die Provinzen Ost- und West 
preußen besonders schwer zu leiden. Monatelang operierten hier die beiden 
feindlichen Armeen. In Ostpreußen sind zwei große Schlachten und viele 
Gefechte geschlagen worden. Das Land wurde ausgesogen von Feind 
und Freund. 
Das Kriegsunglück traf die Provinzen um so härter, als eine Zeit 
unvergleichlich günstiger Konjunkturen vorangegangen war. Seit 
der Mitte des 18. Jahrhunderts waren die Getreidepreise infolge der 
reicheren Entwicklung des Städte- und Fabrikenwesens allenthalben ge 
stiegen. Den Ostseeländern erschloß die wachsende Aufnahmefähigkeit des 
englischen Marktes für ausländisches Korn eine Quelle erhöhter Einnahmen. 
Zumal während der englisch-französischen Kriege schnellte hier die Export 
ziffer beträchtlich in die Höhe. Der Wert des Bodens stieg infolgedessen 
in der Zeit von 1750 bis 1806 um mehr als das Doppelte, stellenweise um 
das Sechsfache. 
Dieser stetige Wertzuwachs hatte in Ostpreußen dazu geführt, daß die 
Grundstücke in erschreckendem Maß Gegenstand der Spekulation geworden 
waren. „Es war damals gar nicht nötig, daß man Vermögen hatte, um 
Güter zu kaufen, man kaufte sie wie jetzt ein Staatspapier, um sie mit 
einigem Profit in der nächsten Stunde wieder zu verschachern. Man er 
zählt sich, daß bei Diners in Königsberg Güter während des Essens in 
mehrere Hände geraten sind"H. Jni Jahre 1805, also unmittelbar vor den: 
Kriege, fanden in Ostpreußen 123 Verkäufe von Rittergütern statt und noch 
im Jahre 1806 92 2 ); dabei betrug die Gesamtzahl der adligen Güter nur 
0 v. Haxthausen, S. 184. 
2 ) Mauer, Kreditwesen S. 23. 
Schriften der Jnstitntz sjir ostdeutsche Wirtschaft. Heft I. 1
	        
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