Full text: Die Lehren des Marxismus im Lichte der russischen Revolution

duktionsmitteln aus demselben „Kochtopf“. Allein in Wirk- 
lichkeit ist diese Verbindung sehr wohl problematischer 
Natur. 
Würde selbst der Staat den Funktionären des Obersten 
Volkswirtschaftsrats es anempfehlen, sich den Zusammen- 
hang der beiden Akte zur Richtschnur zu machen, so würden 
jene doch nicht dazu imstande sein aus dem bereits erwähn- 
ten Grunde — infolge des Mangels eines allgemeinen Wert- 
maßstabs in der sozialistischen Wirtschaft. Ein Sowjetgut 
hat zum „gemeinsamen Kochtopf“ so und so viel Milch, so 
und so viel Pud Fleisch, so und so viel Pud Getreide beige- 
steuert. Wieviel Pud Qualitätssaatgut, Mineraldünger, Kraft- 
futtermittel, wieviel Stück Zuchtvieh, wieviel Kleidungs- 
stücke und welche Menge Heizmaterial darf es nun hierfür 
beanspruchen? Der Versuch, den unser angesehener Fach- 
mann auf dem Gebiete der landwirtschaftlichen Betriebs- 
lehre, A. W. Tschajanow, unternommen hat, ist mißglückt, 
— das ist nicht nur unsere Ansicht, sondern auch die 
der Marxisten. Und zwar ist der Versuch deshalb ge- 
scheitert, weil, wie wir oben näher gezeigt haben, die Auf- 
gabe im Rahmen einer marktlosen Volkswirtschaft überhaupt 
unlösbar ist. ı 
Würden also die Funktionäre des Obersten Volkswirt- 
schaftsrats an dem Grundsatz unentwegt festhalten, daß die 
Belieferung der Unternehmen ihrer Produktivität entsprechen 
muß, ja, wären sie in der Lage, sich die riesenhafte Arbeit 
aufzubürden, jedes einzelne der zahllosen Unternehmen, die 
ihnen unterstehen, zu erforschen, so würden wir dennoch 
nicht imstande sein, ihnen ein objektives Kriterium für die 
Abschätzung dieser Unternehmen zu liefern. Also wird. alles 
auf diesem Gebiete letzten Endes doch von dem subjektiven 
Ermessen der Beamten abhängen müssen. Damit aber öff- 
nen sich Tür und Tor dem Einfluß verschiedener politischer 
Faktoren auf das wirtschaftliche Leben, der ja auch schon 
ohnehin in dem sozialistischen Staatswesen, in dem die 
politische Macht mit der wirtschaftlichen identisch ist, sich 
weitaus stärker äußern muß als in irgendeinem anderen 
Staate. Darum ist es auch möglich, daß in einem sozialisti- 
schen Staate, der sich in einer überaus schwierigen Wirt- 
schaftslage befindet, der Restteil der Mittel dennoch für 
Zwecke verschwendet wird. die wirtschaftlich durchaus un- 
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