Teu krisenhaften Reparationsverhandlungen starke politische
und wirtschaftliche Unsicherheitsfaktoren darstellten, von er-
heblichem Einfluß waren, liegt auf der Iland, Einige ver-
gleichende Zahlen mögen dies kurz erläutern. Während Deutsch-
lanu .J28 (nach Aufstellung des Statistischen Reichsamts) 1464
Mul. RM Auslandanleihen aufnahm, wurden 1929 bis
Oktober (einschließlich) nur 8343 Mill. RM gezählt. 1928 konnten
auf dem Inlandmarkt 2904 Mill. RM Anleihen untergebracht
werden, 1929 bis Oktober dagegen nur 18378 Mill. RM. Die
Aktienemissionen beliefen sich 1928 auf 1482, 1929 bis
On :ober auf 896 Mill. RM. Die Spareinlagen nahmen 1928 um
2287 auf 6988,2 (Bestand Ende 1913 19 700) Mill. RM zu, 1929 bis
Oktober um 1734,4 auf 8722,6 Mill. ıM. Dies sınd ganz beträcht-
liche Unterschiede,
In den letzten Jahren sind in Deutschland jährlich 9-10 Mil-
liarden RM investiert worden. Hiervon konnten ungefähr
6%-7 Milliarden RM von der eignen Kapitalbildung auf dem
Wege über den Kapitalmarkt und durch Kapitalansammlung bei
den einzelnen Unternehmungen (Selbstlinanzierung) bestritten
werden, der Rest vom Ausland. In den Jahren 1924 bis 1929
wurden in Deutschland für etwa 16 Milliarden RM Wertpapiere,
Anleihen und Aktien ausgegeben, wovon schätzungsweise (nach
Dr. Kehl) das Ausland ungefähr 3,5 Milliarden RM aufgenommen
hat. Mehr als die Hälfte hat die öffentliche Haud (ungefähr 9
Milliarden RM) an sich gezogen. Die derzeitige kurzfristige
Auslandverschuldung Deutschlands ist mit ungefähr
7 und die langfristige mit etwa 7% Milliarden RM anzu-
nehmen. Berücksichtigt man die Höhe der Verzinsung, so wird
klar, welche gewaltigen Beträge Deutschland jährlich an Zinsen
und Amortisationen (neben den Reparationsverpflichtungen) an
das Ausland zu zahlen hat. Dabei ist nicht zu vergessen, daß
Deutschland im Frieden über ganz beträchtliche Ausland-
guthaben in Form von Kapitalanlagen im Ausland (20-24
Milliarden Mark) verfügte, während heute die Auslandguthaben
unter Einrechnung des Aktienbesitzes höchstens ein Viertel
dieser Summe betragen.
Das Zinsgefälle zwischen Deutschland und dem Ausland
hat zwar das ausländische Kapital angezogen; aber jedes
Prozent an Zinsen, das über die Zinssätze des mit
vyns in Wettbewerb stehenden Auslandes hinausgeht, er-
schwert den Warenabsatz auf dem Weltmarkt.
bLeutschland hatte 1929 mit einem BReichsbankdiskontsatz
von 6%% (bis April), mit 7%% bis November) und
dann mit 7% zu rechnen, während beispielsweise der Dis-
kontsatz in London die meiste Zeit auf 5%% (bis Ende