Full text: Deutscher Industrie- und Handelstag

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ähnlichen polizeilichen Aufsichtspflichten einfangen. Daneben aber 
bleibt es eine ernste Pflicht der privaten Wirtschaft, Gefahrenpunkte, 
die unzweifelhaft von hier drohen, rechtzeitig zu erkennen und die 
persönliche Berantwortung und den Geist des Wett— 
bewerbes zu erhalten und zu stärken. Das ist um so notwen—⸗ 
diger, als die deutsche gewerbliche Wirtschaft nicht von einer Hoch— 
haltung, sondern nur von der Senkung der Inlands— 
preise ihr Heil erwarten darf. Die Senkung vieler internatio— 
naler Rohstoffpreise kommt auch uns zugute, aber der niedrige Zins— 
— — 
Westen, anderseits der niedrige Lebenskosten- und Lohnstand in 
Ländern neuer industrieller Entwicklung oder auf ihren eigenen 
Märkten einsetzenden heimischen Wettbewerbs im Osten bedrängen 
uns gleichermaßen. Wohl mag auch für manche Industriezweige 
stärkerer Schutz gegen eine UÜberflutung vom Weltmarkt her nötig 
sein, aber im Grunde muß die Wirtschaft aus eigener Kraft den 
Kampf bestehen. Dabei wird man in allen Teilen unseres Volkes 
sich dessen bewußt sein müssen, daß der Weltmarkt nicht nur 
ein Markt der Waren, sondern auch der Arbeits— 
kraft ist und hier in der Gestaltung der Arbeitsbedingungen 
Grenzen findet, die zugunsten einzelner nur auf kurze Zeit und 
zum Schaden der Gesamtheit überschritten werden können. 
All das verlangt eine ernste Pflichtauffassung innerhalb der 
Unternehmerschaft selbst, die sich nicht auf die kaufmännische und 
technische Führung des Unternehmens beschränkten, die sich ebenso 
auf die Pflege des sozialen Verhältnisses zu den verschiedenen 
Kreisen der Mitarbeiter, Beamten, Angestellten, Arbeiter, auf die 
Pflege des Persönlichkeitsgedankens auch im Verhältnis zu diesen 
wie auch auf die Wahrung einer der Zeit gemäßen Art der persön— 
lichen Haltung erstreckt, wie Herr von Mendelssohn ausführte. 
Man hört jetzt gelegentlich „Jdeologien“ der Wirt— 
schaftsauffassung sollte Einhalt getan werden, es sei doch 
nur eine Verbrämung des Strebens nach eigenem Nutzen. Das 
mag nicht selten zutreffen. Von schönen Theorien sollte niemand 
sich abhalten lassen, die Praxis ins Auge zu fassen. Aber das Be— 
dürfnis, das eigene Tun in das größere Ganze der Volkswirtschaft 
einzustellen und daraus Erkenntnisse zu gewinnen, bleibt bestehen 
und sollte anerkannt werden. Wir bedürfen seiner, um eine Wirt— 
schaftsgesinnung zu pflegen, die aus dem Kleinen zum Ganzen strebt,
	        
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