Full text: Weltwirtschaftliche und politische Erdkunde

II. DER WASSERVERKEHR 177 
Eine zweite Überlandbahn ist längst geplant, hat aber wenig Aussicht auf 
baldige Vollendung. Sie soll auf der Strecke des Überlandtelegraphen 
von Adelaide nach Port Darwin den Erdteil in meridionaler Richtung durch- 
queren. Bis jetzt sind nur kurze Strecken im Norden und Süden fertiggestellt, 
zu deren Verbindung die menschenleeren Wüsten des Inneren bisher nicht 
genügend Anreiz gaben. Neuerdings wird eine weiter östlich liegende Route 
viel erörtert, die Port Darwin mit Bourke am Darling verbinden soll. Sie 
würde zwar etwas länger sein als die andere Linie, aber durch wirtschaftlich 
wertvollere Gebiete führen und mehrfache Möglichkeiten der Verknüpfung mit 
dem ostaustralischen Bahnnetz bieten. 
IL. DER WASSERVERKEHR 
DIE BINNENSCHIFFAHRT 
Binnenschiffahrt und Eisenbahnverkehr. Die Wege der Binnen- 
schiffahrt sind Flüsse, Seen und Kanäle. Von alters her werden diese 
vom Menschen zur Beförderung von Gütern und Personen benutzt. 
Bei Einführung der Eisenbahnen glaubte man eine Zeitlang, daß durch 
sie der Flußverkehr seine Bedeutung verlieren würde. In der Tat 
ging dieser in manchen Ländern, so namentlich in der Union und Eng- 
land, zurück, aber bald erkannte man, daß beide Verkehrsarten ein- 
ander nicht ausschließen, sondern sich vielmehr in glücklichster Weise 
ergänzen. Während die Hauptbedeutung des Eisenbahnverkehrs in 
seiner Schnelligkeit liegt, hat die Flußschiffahrt den Vorzug der 
Billigkeit für sich. Außerdem vermag sie noch größere Mengen an 
Gütern zu bewältigen als jener. So wurde denn‘ der Flußverkehr 
die Hauptverkehrsart für billige und schwere Massengüter, die 
keine großen Frachtunkosten vertragen, bei denen aber andrerseits die 
Schnelligkeit der Beförderung keine Rolle spielt. Solche sind z. B. 
Kohlen, Petroleum, Erze, Holz, Düngemittel, Baustoffe, Getreide u. v. a. 
In welchem Maße dieser Art Güter im Binnenschiffahrtsverkehr vorherr- 
schen, zeigt der Verkehr auf den deutschen Wasserstraßen in Abb. 150. 
Vorbedingungen der Flußschiffahrt. Nicht alle Binnengewässer sind für 
die Schiffahrt brauchbar, und auch die von ihr benutzten eignen sich in sehr 
verschiedenem Maße für den Verkehr. Die wichtigste Voraussetzung ist eine 
ausreichende, keinen allzu großen und plötzlichen Schwankungen ausgesetzte 
Wassertiefe. Daher scheiden sehr kleine Flüsse und Seen von vornherein 
aus. — Ferner darf das Gefälle nicht zu groß und zu unregelmäßig sein, da 
sonst die Bergfahrt unmöglich ist oder unverhältnismäßig große Betriebskraft 
erfordert. Die großen und zum Teil auch tiefen Ströme Skandinaviens, der 
Alpen, Japans sind wegen ihres raschen Laufes wenig brauchbar. Bei vielen 
Flüssen. Afrikas ist der Reichtum an Katarakten für die Schiffahrt störend. — 
Die klimatischen Verhältnisse sind insofern von Bedeutung, als von ihnen 
die größere oder geringere Behinderung der Schiffahrt durch wechselnde Wasser- 
stände oder Eisbedeckung abhängt. Daher ist das wärmere und ozeanische 
Klima mit seinen reichlichen Niederschlägen und seinem milden Winter dem 
Flußverkehr günstiger als polares und kontinentales Klima. In Europa nimmt 
z. B. die Zahl der Eistage für die Flüsse in der Richtung von West nach Ost 
schnell zu. So braucht die englische Binnenschiffahrt überhaupt nicht mit Eis- 
behinderung zu rechnen, dagegen ist der mittlere Rhein durchschnittlich 18 Tage, 
die mittlere Elbe schon 45, die Weichsel bei Warschau 60, der Ural 155, die 
obere Lena 203 Tage durch Eis gesperrt. Auf Elbe und Oder muß die Schiff- 
Reinhard, Erdkunde. 
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