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. ZWEITER TEIL: DER VERKEHR
verfügen, von größter wirtschaftlicher und politischer Wichtigkeit. Die
Zahl der drahtlosen Telegraphenstationen der Welt belief sich Anfang
1926 auf 1722 Landstationen, darunter 40 Großfunkstellen. Dazu
kommen noch fast 15000 Bordfunkstellen auf Schiffen, die für die Er-
höhung der Sicherheit im Weltseeverkehr von unschätzbarem Wert
sind. — Deutsche Großstationen für Funkentelegraphie bestehen zur
Zeit in Nauen bei Berlin und in Eilvese bei Hannover mit An-
tennentürmen von mehr als 200 m Höhe. Diese Stellen dienen dem
Weltfernverkehr, während die Hauptfunkstelle Königswusterhausen
für den innerdeutschen und europäischen Verkehr bestimmt ist.
Noch einen Schritt weiter als die drahtlose Telegraphie geht der
drahtlose Fernspruch, Radio oder Rundfunk, mit dessen Hilfe jede
einzelne Familie unmittelbar an den Weltnachrichtendienst angeschlossen
werden kann und der zugleich ein Mittel der Volksbelehrung und Volks-
unterhaltung von ungeahnter Wirkung geworden ist. Anfang 1928 wur-
den in der Welt gegen 14 Millionen Rundfunkteilnehmer gezählt, da-
von in den Vereinigten Staaten fast die Hälfte und mehr als je 2 Mil-
jonen in England und Deutschland.
V. INTERNATIONALE VERKEHRSVEREINIGUNGEN
Die Schnelligkeit und Reichweite der modernen Verkehrsmittel,
die vor den Schranken staatlicher Grenzen nicht haltmachen, zwang
bald zu internationalen Besprechungen und Vereinbarungen auf bei-
nahe allen Gebieten des Fernverkehrs. Die wichtigste dieser inter-
nationalen Verkehrsvereinigungen ist der Weltpostverein. Er erwuchs
im Jahre 1878 als „Union postale internationale“ aus der 1874 von
dem damaligen deutschen Generalpostmeister Ste phan zwischen
22 Staaten ins Leben gerufenen „Union postale“. Gegenwärtig umfaßt
der Weltpostverein beinahe alle Kulturstaaten und Kolonien mit etwa
127 Mill, gkm und mehr als 90% der gesamten Menschheit. Die von
ihm vertretenen grundsätzlichen Anschauungen sind: Freiheit und Un-
antgeltlichkeit im Austausch und in der Beförderung der Briefpost-
gegenstände durch jedes Vereinsland und einheitliches, möglichst nied-
‚iges Briefporto ohne Rücksicht auf die Entfernung. Freilich das schon
1885 von Stephan erstrebte einheitliche Weltporto ist auch heute noch
nicht erreicht.
Schon früher (1865) gingen der Deutsch-Österreichische Telegraphen-
verein und der Westeuropäische Telegraphenverein in Paris in dem
zunächst nur von 20 europäischen Staaten geschlossenen Internatio-
nalen Telegraphenverein auf, der heute etwa dieselbe Ausdehnung
wie der Weltpostverein hat. — Für den internationalen Eisenbahn-
verkehr wurde wichtig das 1890 zwischen den Hauptstaaten des fest-
ländischen Europa abgeschlossene Berner Abkommen. — Die jüngste
internationale Verkehrsvereinigung ist die 1925 in Genf gegründete
„Union internationale de Radiophonie“. Alle diese Vereinigungen
regeln von Zeit zu Zeit in Weltkongressen die aus den Fortschritten
der Technik und aus dem Bedürfnis nach Erweiterung und verein-
{achter Abwicklung des Verkehrs sich ergebenden internationalen Fragen.