Full text: Allgemeine Gesellschaftslehre

Das Wollen. ; a 73 
dingungen gedachter Veränderungsreihe“ oder von „mög- 
lich gedachter Veränderungsreihe“ oder von „kraft anderer 
wirkender Bedingung zukünftig wirklich gedachter Ver- 
änderungsreihe“ ist. Sagt jemand: „Ich will Etwas tun“, so meint 
er stets: „Ich werde Etwas tun“, umgekehrt aber ist allerdings das 
„Ich werde Etwas tun“ nicht gleichbedeutend mit „Ich will Etwas 
tun“, weil es auch den Sinn „Ich werde Etwas tun wollen“ haben kann. 
Das: „Ich werde Etwas tun“, hat aber immer den Sinn: „Ich werde 
die wirkende Bedingung für den Erfolg eines eigenen Tuns abgeben“ 
(„Ich werde gehen“, „Ich werde das Buch holen“, „Ich werde das Fenster 
schließen“ usw. usw.). Die Tatsache nun, daß jeder Wollende „zukünftig 
Wirkliches will“, wird auch derart bezeichnet, daß man sagt, jedes 
Wollen sei auf Verwirklichung gerichtet und mit dem KEintritte 
des Gewollten sei das Wollen verwirklicht. Indes ist das Wollen nicht 
auf Verwirklichung seiner selbst gerichtet, das Wollen gehört ja 
bereits dem Wollenden zu und bedarf keiner Verwirklichung, das Wollen 
ist vielmehr auf Verwirklichung seines Gewollten und damit 
auf Entwirklichung seiner selbst gerichtet, da eben mit dem 
Eintritte des Gewollten jenes Wollen verschwindet. 
Teder Wollende aber will sein Gewolltes selbst, also „durch eigenes 
künftiges Tun“ verwirklichen, „ich will Etwas tun“ heißt stets auch: 
„ich selbst werde es verwirklichen“. Sieht nun jeder Wollende eigenes 
künftiges Tun voraus, so sieht er eigene Leibesveränderung voraus, 
deren wirkende Bedingung in seinem gegenwärtigen Wollensaugenblicke 
liegt. Jeder Wollende weiß also, daß er „selbst“ das Gewollte verwirk- 
lichen wird, d. h. seine Seele die wirkende Bedingung für die Verwirk- 
lichung des Gewollten abgeben wird, und dieses Wissen um „Ver- 
wirklichung durch die eigene Seele“ gehört zum Wesen des Wollens. 
Deshalb ist der Seelenaugenblick „Wollen“ unzutreffend beschrieben, 
wenn man dem Wollenden die Meinung zuschreibt: „Ich will, d. h. es 
wird geschehen“, vielmehr hat jeder Wollende die Meinung: „Ich will, 
d. h. ich werde es tätig bewirken“. Sage ich z. B.: „Ich will auf- 
stehen“, so bringe ich einen Seelenaugenblick zum Ausdrucke, in 
welchem ich weiß, daß „ich“ aufstehen werde, d. h. daß meine Seele 
als tätige eine besondere Veränderung meines Leibes wirken wird. 
Gehört nun zu jedem Wollen der Gedanke: „Ich werde die gewollte 
Veränderungsreihe herbeiführen“, so umschließt jeder „Gedanke im 
Wollen“ auch einen „Kanngedanken“, d. h. der Wollende weiß stets, 
daß er die gedachte Veränderungsreihe herbeiführen kann, daß die 
grundlegenden Bedingungen für einen solchen Erfolg gegeben sind. 
Die grundlegenden Bedingungen für einen Erfolg können aber entweder 
als gegenwärtige oder als zukünftige gegeben sein, d. h, man 
kann entweder den Gedanken haben, daß gegenwärtig die Möglich-
	        
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