Full text: Die Meistbegünstigung im modernen Völkerrecht

$ 4. Bedingte und unbedingte Meistbegünstigungsklausel. 11 
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In anderen Handelsverträgen ist‘ bestimmt, daß der berechtigte 
Staat die Vorrechte erwerben ‘soll, ohne seinerseits eine Gegenleistung 
zu bieten. Vgl. z.B. Frewndschafts-, Handels- und Konsularvertrag zwi- 
schen dem Deutschen Reich und den Vereinigten Staaten von Amerika 
vom 8. Dez. 1923, RGBI. 1925, 'S. 795. 
Art. VII, Abs. 4: „Jeder Vorteil, gleichgültig welcher Art, den 
der eine Vertragsteil künftig irgendeiner in irgendeinem fremden 
Lande gewachsenen, erzeugten oder hergestellten Ware gewährt, soll 
gleichzeitig und bedingungslos ohne Antrag und ohne Gegenleistung 
auf dieselbe Ware ausgedehnt werden, wenn sie in den Gebieten des 
anderen Vertragsteils gewachsen, erzeugt oder hergestellt ist.“ 
Endlich ist in einer Reihe von Verträgen dieser Punkt nicht erörtert 
worden. So wurde die Auslegung des Artikels VIII des Vertrages zwischen 
Frankreich und den Vereinigten Staaten vom 30. April 1803, betreffend 
die Abtretung von Louisiana: 
„The ships.of France shall be treated upon the footing of the most 
favoured nation . . .“ 
Gegenstand eines Konflikts zwischen den beteiligten Staaten}, 
Den Vertragsparteien steht es natürlich frei, die Meistbegünstigungs- 
klausel bedingt oder unbedingt zü vereinbaren. Auch wenn eine aus- 
drückliche Vereinbarung hierüber nicht getroffen ist, wird in erster 
Linie bei Auslegung. des Vertrages nach dem Parteiwillen zu forschen 
1 Durch die Kongreßakte vom 3. März 1815 wurde bestimmt: „The vessels 
of foreign countries were exempted from discriminating tonnage duties in the ports 
of the United states, provided that such countries granted reciprocal treatment to 
American ships in their ports.‘ Großbritannien erkaufte die Gleichbehandlung der 
brit. Schiffe mit den Schiffen der Vereinigten Staaten durch Gewährung der Rezi- 
Pprozität. Frankreich verlangte daraufhin auf Grund des zitierten Art, VIII Gleich- 
behandlung mit Großbritannien ohne den Schiffen der Vereinigten Staaten Rezi- 
Prozität zuzusichern, Diese Forderung wurde von den Vereinigten Staaten ab- 
Zelehnt. Am 23. Dez. 1817 beantwortete der Staatssekretär John Quincy Adams 
sine Note Frankreichs wie folgt: „The undersigned is instructed to say that the 
vessels of France are treated, in the ports of Louisiana, upon the footing of the 
most favoured nation, and that neither the English nor any other foreign nation 
°njoys any gratuitous advantage there wich is not equally enjoyed by France. 
But English vessels, by virtue of a conditional contract, are admitted into the 
ports of the U, S. A., including those of Louisiana upon payment of the same duties 
as the vessels of the U. S. A. The condition upon wich they enjoy this advantage 
'S, that the vessels of the U. S. A. shall be admitted into the ports of Great Britain 
apon payment of the same duties as are there paid by British vessels. — The 
eighth article of the treaty of cession stipulates that the ships of France shall be 
treated upon the footing of the most favoured nation in the ports of the ceded terri- 
tory, but it does not say, and cannot be understood to mean, that France should 
2njoy as a free gift that which is conceded to other nations for a full equivalent.“‘ 
Die Ver, Staaten lehnten es ab, den Fall einem Schiedsgericht zu übergeben. — 
Vgl. „Reciprocity Treaties-Favoured nation Clauses, 62. p. Congress ı. Session 
Senate Document 209 Washington. I911.
	        
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