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Mitgliedern Umstände ein, die es notwendig erscheinen
lassen, daß der Betreffende entweder einen Teil des Gut
habens ausgezahlt erhält oder auf eine gewisse Zeit von
den Beiträgen befreit wird. Diese Gesuche werden also
von dem Sparkassenausschuß erledigt. ISTach Möglich
keit wird darauf gesehen, daß das Guthaben erhalten
bleibt, und es wird dann versucht, dem Sparer auf
andere Weise zu helfen, sei es, daß er einen Vorschuß
erhält, der ihm in kleinen Wochenraten abgehalten wird,
oder daß er aus dem Unterstützungsfonds der Firma eine
Unterstützung erhält. Auf diese Weise wird also erreicht,
daß den Sparern über jene Schwierigkeiten hinweggeholfen
wird, ohne daß sie ihre Ersparnisse anzugreifen brauchen,
und hierin liegt wohl die große Bedeutung der Alters
sparkasse. Die Sparer können nicht jederzeit die ge
machten Ersparnisse für sich verwenden. Es ist aber Vor
sorge getroffen, daß der Einzelne nicht weitersparen muß,
wenn er tatsächlich wirtschaftlich nicht dazu in der Lage
ist. Wenn die Alterssparkasse, wie sie bei uns besteht,
noch anderwärts Eingang finden sollte, so müßte unbedingt
in ähnlicher Weise verfahren werden, denn sonst können
sich leicht Härten heraussteilen.
Ich will noch erwähnen, daß die Farbenfabriken
absichtlich eine Kasse gewählt haben, die bei Fällig
keit der Leistungen ein Kapital und keine Rente aus
zahlt. Denn eine Rentenversorgung haben die Arbeiter
der Farbenfabriken bereits einmal durch die staatliche
Altersrente, und dann gewährt der Arbeiter-Unterstützungs
fonds an ganz und teilweise erwerbsunfähige Arbeiter
laufende Renten nach Maßgabe der abgeleisteten Dienst
zeit. Ein durch Krankheit erwerbsunfähiger Arbeiter er
hält z. B. bei 25 jähriger Dienstzeit als Rente die ganze
Differenz zwischen seinem früheren Verdienst als Voll
arbeiter und der staatlichen Invalidenrente. Die Arbeiter
sind also im Falle der Erwerbsunfähigkeit vor Not ge
schützt. Die Alterssparkasse dient daher nicht dem Zwecke
der Sicherung des Existenzminimums, sondern der Ver
mögensbildung, die Arbeiter in eine gehobene -wirtschaft
liche Lage zu bringen. Wer sich 3000 oft gespart hat,
kann sich z. B. ein Eigentum erwerben oder seinen
Kindern eine besondere Berufsausbildung geben. Die
Alterssparkasse soll also den sozialen Aufstieg der Arbeiter
schaft fördern.