Full text: Der Weltverkehr und seine Mittel

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Posten und Postwesen. 
Südamerika sogar 2 Mark 43 Pfennig kostete, so ist der stattgefundene Fortschritt beinahe 
unfaßbar, welcher es ermöglicht, für 20 Pfennig und, wenn man eine Postkarte benutzt, nur 
für 10 Pfennig eine schriftliche Mitteilung fast rund um die Erde zu senden. Die oben 
von uns für den auswärtigen Postverkehr Deutschlands gegebenen Zahlen zeigen auch 
deutlich genug, daß von der Möglichkeit, nach fernen Ländern gegen billiges Porto zu 
korrespondieren, ausgedehnter Gebrauch gemacht wird. 
Man wird es begreiflich finden, daß mit dem in so kurzer Zeit zustande gekommenen 
großen Werke nicht gleich etwas in jeder Beziehung Vollkommenes geschaffen wurde. 
Der weitere Ausbau desselben an der Hand inzwischen gewonnener Erfahrungen blieb 
späterer Vereinbarung vorbehalten. Zu dem Zwecke wurde auf den 1. Mai 1878 nach 
Paris ein internationaler Postkongreß berufen, welcher sich mit der Revision der 
Vertragsbestimmungen befaßte. 
Der Berner Vertrag gestattete als Übergangsmaßregel einem jeden Lande, mit Rück 
sicht auf seine Münz- und sonstigen Verhältnisse einen höheren oder niedrigeren als den 
Portosatz von 25 Centimes zu erheben, vorausgesetzt, daß derselbe nicht mehr als 32 
und nicht weniger als 20 Centimes betrug. Auch diese Ausnahme fiel nunmehr, und 
das Porto des einfachen, frankierten Briefes wurde allgemein auf 25 Centimes fest 
gesetzt. 
Dem Kongreß lagen zur Beratung vor: 1. der Entwurf des neuen internationalen 
Postvertrages; 2. die zugehörige Ausführuugsübereinkunft; 3. ein Übereinkommen, be 
treffend den Austausch von Briefen mit Wertangabe und von Postanweisungen. Diese 
Vorlagen sind sämtlich angenommen worden. In dem Vertrage wurde dem Vereine 
zuerst der Name Weltpostverein beigelegt. 
Die auf Grund des Berner Vertrags erfolgte Einrichtung eines mit der Leitung 
der Vereinsgeschäfte und mit der Besorgung der Abrechnung zwischen den Vereins 
verwaltungen betrauten internationalen Postbureaus, dessen Kosten von den Post 
verwaltungen sämtlicher Staaten des Vereins bestritten werden, blieb aufrecht erhalten. 
Dem Kongreß wurde von seiten der deutschen Postverwaltung auch noch ein Vor 
schlag über den Austausch von kleinen Paketen bis zum Gewichte von 3 kg unterbreitet. 
Da eine Einigung darüber nicht sogleich zu erzielen war, so wurde die Angelegenheit 
dem internationalen Bureau zu Bern zur Prüfung überwiesen. Die einmal angeregte 
Idee fand unter den Vereinsverwaltungen bald eine genügende Anzahl von Anhängern, 
so daß schon im Jahre 1880 eine Konferenz zur Regelung des internationalen Paket 
postdienstes nach Paris einberufen werden konnte. Das Ergebnis der Verhandlungen 
derselben war der Abschluß einer Übereinkunft, betreffend den Austausch von Postpaketen 
zwischen Deutschland, Österreich-Ungarn, Belgien, Bulgarien, Dänemark, Aegypten, 
Spanien, Frankreich, Großbritannien und Irland, Britisch-Jndien, Italien, Luxemburg, 
Montenegro, Niederlande, Persien, Portugal, Rumänien, Serbien, Schweden und Nor 
wegen, der Schweiz und der Türkei. Die Taxe der Postpakete wurde auf so vielmal 
50 Centimes (40 Pfennig) festgesetzt, als Verwaltungen an der Beförderung teilnehmen. 
Für die etwaige Seebeförderung soll außerdem eine nach Maßgabe der Länge der Be 
förderungsstrecke zu berechnende mäßige Gebühr zur Erhebung kommen. Der in dieser 
Vereinbarung liegende Fortschritt auf dem Gebiete des internationalen Postbeförderungs 
dienstes ist ein für das ganze Verkehrsleben so bedeutungsvoller, daß wir ihn als das 
wichtigste postalische Ereignis der neuesten Zeit ansehen können. Der 1885 in Lissabon 
zusammengetretene Postkongreß beschäftigte sich mit einer Reihe von Fragen, die eine 
Verbesserung bezw. Ergänzung der bestehenden Vereiusbestimmungen bezweckten. So 
wurde die Einführung telegraphischer Postanweisungen im Vereinsverkehr beschlossen, 
auch kam zwischen verschiedenen Staaten eine Übereinkunft wegen Herstellung eines inter 
nationalen Postauftragsdienstes zustande. Dagegen wurde die Beschlußfassung über ver 
schiedene Vorschläge, welche die Einrichtung eines internationalen Zeitungsbezugs durch 
die Post zum Gegenstände hatten, auf spätere Zeit verschoben. Auf dem 1891 zu Wien 
abgehaltenen vierten Weltpostkongresse ist dann ein Zeitungsabkommen zustande ge
	        
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