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XI. Die Stahlfabrikation des neunzehnten Jahrhunderts
mit den größten Bruchstahlwerken auf, für deren erfolgreichen
Betrieb hundert englische Arbeiter nach Amerika herüberkamen.
Von jetzt ab wurde der Kampf mit fremdem Stahl recht hart
näckig, bis endlich der fremde Eindringling ganz aus dem Felde
geschlagen war. Zuerst vermochten die europäischen Fabrikanten
ihre Überproduktion auf den amerikanischen Markt zu werfen und
die amerikanischen Fabrikanten zu zwingen, für ihre gesamten Er
zeugnisse die außerordentlich niedrigen Raten zu nehmen, welche
der fremde Eindringling nur für einen Teil seiner Produkte sich
gefallen ließ; denn wer den einheimischen Markt beherrscht, ver
mag mit vollkommenem Erfolge in fremde Märkte einzudringen.
Während der letzten Jahre war es der Amerikaner, welcher seine
Überproduktion in fremde Länder hineinwarf. Erobere dir zuerst
den einheimischen Markt und du wirst dich höchstwahrscheinlich
sehr bald auch im Besitz des ausländischen Marktes sehen — so
lautet die Regel für die Fabrikation im internationalen Handel.
Indem ich Coleman, Jones, Nimick, Singer, Hussey und Park
erwähne, werde ich an meine Knabenzeit erinnert; ich war da
mals ein Telegraphenbote in Pittsburg, überbrachte ihnen viele
Telegramme und erhielt manche willkommene Anerkennung von
diesen großen Vorbildern meiner Jugendzeit. Jeder von ihnen
steht, während ich seinen Namen schreibe, noch so lebhaft vor
meinen Augen, als stünde ich noch heute in persönlicher Be
ziehung zu ihm. Wären sie im nächsten Zimmer und sprächen,
ich würde jeden an seiner Stimme erkennen, ehe er seine Rede
noch ganz vollendet. Alle, mit Ausnahme des jungen Herrn Singer,
der noch heute mein Partner und Freund, sind tot. Sie waren
die Väter der Stahlfabrikation in den Vereinigten Staaten und
haben „dem Gemeinwesen treffliche Dienste geleistet." Friede
ihrer Asche!
Nicht vor 1864, also erst nachdem zwei Drittel des neun
zehnten Jahrhunderts vorüber waren, trat bei uns die Umwälzung
in der Stahlfabrikation ein. Das eiserne Zeitalter übertrug seine!
Herrschaft an den neuen König Stahl, denn unser erster Bessemer
stahl wurde in dem genannten Jahre gemacht. Gewöhnlicher Stahl,
welcher bis dahin sechs bis sieben Cent kostete, wurde von da an
für weniger als ein Cent das Pfund verkauft, während Stahlklötze