160
XII. Lebensunterhalt in Großbritannien
Für Seidenstoffe lagen im Jahre 1890 folgende Zahlen vor:
Erzeugnisse amerikanischer Fabriken 69 Millionen Dollar oder
13,8 Millionen £ (276 Millionen M.); die eingeführte Seide ergab
31 Millionen Dollar oder 6,2 Millionen £ (124 Millionen M.).
Man darf ruhig annehmen, daß ausländische Seide per Meter
doppelt so viel kostete, wie inländische Seide, so daß immer auf
vier Meter amerikanischer Seide erst ein Meter ausländischer Seide
konsumiert wurde.
Da ich gerade über Kleidung spreche, darf ich vielleicht zwei
eigene Erfahrungen mit Rücksicht auf diesen Gegenstand mitteilen.
Eine amerikanische Familie, welche viel Dienerschaft hält, wohnt
einen Teil jedes Jahres in England. Die Diener reisen mit ihrer
Herrschaft hin und her und haben so Gelegenheit, Kleider, Stiefel,
Schuhe usw. in dem einen oder anderen Lande zu kaufen. Die
männliche Dienerschaft kauft ihre Kleider in der alten Welt; die
Frauen dagegen finden, daß sie ihre Einkäufe mit mehr Vorteil
in Neuyork machen können. Stiefel und Schuhe werden von
allen in Neuyork gekauft.
Ein zweites Beispiel: Eine schottisch-amerikanische Familie
mit fünf Kindern bringt fast jedes Jahr eine Zeitlang in Schott
land zu. Die sehr geschickte und sparsame Hausfrau kaufte früher
alle ihre eigenen und ihrer Kinder Kleider in Glasgow. Allein
bei ihren letzten Besuchen kaufte sie nichts mehr dort, und ich
hörte sie als Grund dafür angeben, daß sie Kleidung für sich' selbst
und besonders für ihre Kinder jetzt in Neuyork besser und bil
liger einkaufen könne, als in Glasgow.
Der wohlbekannte, volkswirtschaftliche Schriftsteller, Herr
Sehönhof, wurde von der amerikanischen Regierung beauftragt,
über die Kosten in den Vereinigten Staaten und Großbritannien
einen vergleichenden Bericht auszuarbeiten; er berichtete vor eini
gen Jahren Jahren wie folgt:
„In bezug auf Baumwolle und derbe Ware fand ich, daß
Baumwollenstoffe in den Vereinigten Staaten gerade so billig sind
wie hier in England. Shirting- und Leinwandstoffe sind minde
stens, soweit idi nach den in den Verkaufsläden ausgestellten
Waren zu urteilen vermag, bei gleichen Preisen bei uns (in Ame
rika) von besserer Qualität. Frauenkleider, aus Muslin gemacht,