Full text: Kaufmanns Herrschgewalt

194 XVI. Eisen und Stahl daheim und in der Fremde. 
muß kommen. Kapitalisten werden sehr bald einseh'en, daß darin 
eine Chance für sie liegt, da der Stahl- und Eisenmarkt in Neu- 
york viel billiger ist, als in Belfast und am Clyde. Es wird nicht 
mehr lange dauern, bis sich das nötige Kapital dazu findet. 
Unsere gegenwärtigen Werften gedeihen und werden sich 
noch' weiter ausdehnen; dennoch ist Raum genug für eine gute 
Schiffswerft in Neuyork. Die Tatsache, daß Schiffe, wie St. Pauli 
und die St. Louis, die Neuyork und Paris nach Southampton fahren 
müssen, um dort gedockt zu werden, nur weil der große Hafen 
von Neuyork selbst keine Docks hat, auch nur groß genug für 
diese kleineren Schiffe, wirkt geradezu niederdrückend. Ich kam 
mit dem in Deutschland gebauten Kaiser Friedrich 1 herüber. Wer 
einmal mit einem! solchen Schiff fuhr, dem will nichts anderes 
mehr gefallen. Wir hätten eine schlechte Oberfahrt, die schlech 
teste, die ich 1 je erlebt, und doch befanden wir uns außerordent 
lich wohl. 
Die Konsolidierung der Eisen- und Stahlinteressen ist die Folge 
natürlicher Entwicklung. Wenn wir 3 Pfund Stahl für 2 Cent ver 
kaufen sollen, muß Stahl in Millionen von Tonnen gemacht wer 
den. Es äst ein geschlossenes Rennen für alle besten Betriebe. 
Man muß die von den großen Stahl-Aktien-Fabriken während der 
letztvergangenen Jahre erreichten Resultate überschauen, deren 
Geschäftslage durch ihre jährlichen Berichte öffentlich bekannt 
ist, oder deren Eigentum in den Händen des Steuererhebers war: 
dann wird man wahrnehmen, daß ein Preis von 2 Cent für 3 Pfund 
Stahl selbst die bestsituierten Betriebe beunruhigt. Die Betriebe, 
welche bei diesen Preisen Geld zusetzen, müssen irgendwie Trost 
suchen, und da bietet sich dann eine Vereinigung aller Inter 
essenten, wie ein zweites Mesopotamien als etwas Vielverspre 
chendes dar. Man möge mich keineswegs dahin verstehen, als 
wollte ich irgendeinen Schatten auf die Verwaltung dieser Betriebe 
werfen. Weit davon entfernt. Nicht die Verwaltung — die Ver 
hältnisse tragen die Schuld. Stahl kann nun einmal so billig, wie 
bisher, nicht ohne Verlust für alle dabei in Betracht kommenden 
Werke verkauft werden. 
Vereinigung der Interessenten ist weise und notwendig. Sie 
stellt einen Schritt nach' der rechten Richtung hin dar. Der Stahl
	        
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