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läßt. Das gilt besonders für Schiffahrts-Gesellschaften. Hierher gehört auch
in gewissem Sinne die Gewährung von Export-Prämien. Diese
werden für Waren gewährt, deren Export sehr wünschenswert, aber durch
die Verhältnisse auf dem Weltmarkt so erschwert ist, daß eine besondere aus
nahmsweise Unterstützung nötig erscheint.
Durch die Errichtung von M u st e r l a g e r n und A u s st e l l u n g e n
heimischer Erzeugnisse im Auslande wird deren Absatz dortselbst, wie die Er
fahrungen z. B des niederösterreichischen Landes-Gewerbeförderungsdienstes
zeigen, kräftig gefördert.
Ein überaus wichtiges Mittel, unsere Handelsbeziehungen zu fördern,
besitzt die Regierung dank der Verstaatlichung der meisten Eisenbahnlinien
in ihrer T a r i f h o h e i t, d. i. in ihrem Rechte, die Frachtkosten vorzuschreiben.
Es liegt ja auf der Hand, daß beispielsweise Erhöhungen der Frachtentarife
unter Umständen in Handelsverträgen mühsam erkämpfte Begünstigungen
zunichte machen können. Wenn wir z. B. von Deutschland unter großen
Opfern für eine bestimmte Ware niedrigeren Zoll erlangt haben und unsere
Eisenbahnverwaltung würde nun mit ihren Frachtentarifen hinaufgehen,
ist es klar, daß der handelspolitische Vorteil unserer Volkswirtschaft dadurch
verloren ginge. Umgekehrt können niedrige Frachtentarife die unserer Volks
wirtschaft ungünstige Zollhöhe eines Nachbarstaates wenigstens einigermaßen
ausgleichen. Daher ist die T a r i f p o l i t i k unserer Eisenbahn
verwaltung von der Handels- unb ■ Wirtschafts
politik nicht z u trennen, wenngleich zugegeben werden muß,
daß die Erstellung der Frachtentarife mit der ganzen finanziellen Lage
der Staatseisenbahnen in einem sehr wesentlichen Zusammenhange steht.
Alle handelspolitischen Maßnahmen, mögen sie auch noch so klug und
wohl berechnet sein, verlieren den größten Teil ihrer Bedeutung im selben
Moment, in dem hinter ihnen nicht eine starke militärische Macht
steht, bereit die Interessen des Vaterlandes und seiner Bürger zu W a s s e r
und zu Land erfolgreich zu verteidigen. Daher gehört die Ausgestaltung
unserer Kriegsmarine und unseres Landheeres indirekt zu den Erfordernissen
einer guten und zukunftssicheren Handelspolitik. Es wäre ferner ein Irrtum,
wollte man meinen, daß unser Außenhandel zu noch stolzerer Höhe sich ent
wickeln könnte, ohne daß unser Vaterland in jeder Hinsicht innerlich er
starken und gleichzeitig auch in der W e l t p o l i t i k seinen Platz an der
Sonne verlangte. Das bescheidene Zurücktreten von den Problemen der Welt
politik, das Sichbegnügen mit der Anteilnahme an den Entscheidungen, die
nächst unseren Grenzen fallen, haben es mit sich gebracht, daß bei der bis
herigen Verteilung der Erde unter die Großmächte unser Vater
land als einziges leer ausgegangen ist. Noch ist es möglich, manches nachzuholen,
noch ist die Entscheidung über Klein- und B o r d e r a s i e n, Syrien
und Mesopotamien nicht gefallen. Noch können in Zentral
A s i e n (China!) und Südamerika unserer Volkswirtschaft gewaltige
Absatzgebiete gesichert werden. Es wird Sache der Staatspolitik sein,
unserem Außenhandel und damit unserem ganzen Wirtschaftsleben Stütz-