Full text: Ernährungswirtschaftliche Gegenwartsprobleme in Österreich

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Möglichkeit der Stationierung aufzuheben und eine Markt 
gestalt ung zuzulassen, die unsere sozialen Schwierigkeiten 
noch vermehren muß te. 
Daß ieh damit nicht die Dauer der Zwangswirtschaft, aueh nicht 
das generelle Festhalten an ihr proklamieren will, ist selbstverständlieh. 
Schon die Lockerungen der staatlichen Autorität maeheu eine weitere 
Durchführung eines ganz starren Wirtschaftssystems unmöglich. Aber ein 
plötzlicher, genereller Übergang zur Wirtschaftsfreiheit wäre 
eine Katastrophe, wie dies vor acht Tagen auch Schumpeter hier 
gesagt hat, der doch sicherlich nicht als Zwangswirtschaftler gelten 
kann. Auch in Deutschland hat man, trotzdem Deutschland sich in 
ungleich günstigerer Ernährungslage befindet, die Bewirtschaftung auf 
den wichtigsten Gebieten der Ernährung beibehalten. 
Wir werden uns den Verhältnissen anpassen müssen, wie dies 
schoil dem Charakter der Übergangswirtschaft entspricht, und vorsichtig, 
nach und nach ans einzelnen Gebieten abbauen, gleichwie man das in 
einem Stauwerke angesammelte Wasser nicht durch Heben der Schleusen 
auf einmal ausläßt, wenn man nicht Unheil anrichten will. Die öffent 
liche Bewirtschaftung kaun unter den derzeitigen Verhält 
nissen nur schrittweise und unter Berücksichtigung des Zusammcn- 
hanges und der wechselseitigen Beziehungen der einzelnen Artikel unter 
einander abgebaut werden, zunächst dort, wo die Produktion für 
den eigenen Bedarf hinreicht. Dies ist bereits geschehen bei Gemüse, 
Obst, bei Rauhfutter. Um die Produktion von produktionshemmenden 
Wirkungen des Bewirtschaftimgssystems zu befreien, ist das System der 
Getreidebewirtschaftung unter Berücksichtigung der Prvduktionserforder- 
uisse geändert worden. Hiermit muß Hand in Hand eine vernünftige 
Preispolitik gehen. Kurz, das Problem muß bei jedem einzelnen 
Artikel untersucht werden, und dann sachlich und zeitlich 
entschieden werden. 
Wenn demgegenüber immer wieder das freie Spiel der Kräfte, 
das Gesetz von Anbot und Nachfrage als einziges Rcmedium gegen 
unsere Not angepriesen wird, so wird übersehen, daß alle wirtschaft 
lichen Lehren nur eine relative Berechtigung haben und sich nicht 
als in jedem Fall anwendbare Rezepte darstellen. An dein Gymnasium, an 
dem ich studierte, hatten wir einen alten, lieben Konviktsarzt, der für 
alle Krankheiten unserer Jugend, ob es nun Schnupfen oder Typhus 
war, ein Universalmittel zur Hand hatte. Ich zweifle, ob die geschwächte 
Konstitution der österreichischen Wirtschaft das ihr von gewissen
	        
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