Full text: Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Russisch-Polen und dem Deutschen Reiche und die sich daraus für den Friedensschluss ergebenden Folgerungen

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seine Textilerzeugnisse noch nicht absetzen können. Es liegt das 
daran, daß die polnische Textilindustrie namentlich infolge der 
hohen Zölle auf Rohmaterialien zu teuer produziert, sodaß sie 
mit der deutschen und der englischen Textilindustrie, die den Welt 
markt beherrschen, nicht in Konkurrenz treten kann. Deshalb har 
auch die Ausfuhr nach China und Persien und der Türkei trotz 
der staatlichen Subvention von Exportgesellschaften keinen Raum 
gewinnen können. 
Montanindustrie.*) Nächst der Textilindustrie ist die 
Montanindustrie Russisch-Polens von besonderer Bedeutung. 
Russisch-Polen ist reich an Bodenschätzen und zwar haupt 
sächlich an Steinkohlen, Eisen-, Zink-, Blei- und Kupfererzen. 
Die Geschichte der polnischen Montanindustrie beginnt erst 
nach der dritten Teilung Polens, als unter der Leitung des 
preußischen Staatsministers Graf Reden in Russisch-Polen, 
ebenso wie in dem benachbarten Oberschlesien, die ersten größeren 
Steinkohlengruben ins Leben gerufen wurden. Noch heut trägt 
das mächtigste Steinkohlenflöz in Russisch-Polen Redens Namen. 
Steinkohlenbergbau. Geologisches. Die Steinkohlen- 
gebirgsschichten treten hauptsächlich im Kreise Bendzin in der 
Gegend von Dombrowa auf; sie bilden einen Teil des großen 
mährisch-schlesisch-polnischen Steinkohlenbeckens. Die Ausdeh 
nung der Steinkohlensormation erstreckt sich nach Osten bis etwa 
an eine Linie von Sombkowice in südöstlicher Richtung über 
Sarnow-Slawkow bis in die Gegend südlich von Olkusz. Das 
Areal der flözführenden Kohlenformation im russisch-polnischen 
Jndustriebezirk beträgt nach deutscher Schätzung etwa 400 qkm, 
während die amtlichen russischen Berichte ein erheblich größeres 
Areal, nämlich 800 qkm, als kohleführend annehmen. Der Vor 
rat an abbauwürdiger Kohle wird nach einer Schätzung des russi 
schen Geologen Czarnocki aus dem Jahre 1909 nach Abzug der 
Abbauverluste auf über 2 Milliarden Tonnen angegeben, was zu 
treffen dürfte. Was die Schichtenfolge anlangt, so handelt es sich 
um die gleichen Schichten, welche in Oberschlesien bei Zabrze, 
Beuthen und Myslowitz auftreten und nach Polen hinüber 
streichen; sie finden ihre Fortsetzung in Galizien bei Jaworznv, 
Sierza und Tenczynek. 
In Polen findet eine Verschmelzung der Schichten in 
östlicher Richtung statt; die Sattelflöze Oberschlesiens haben sich 
zu einem einzigen Flöz, dem Redenflöz, vereinigt, das hier die 
*) Quellenangabe s. am Schluß.
	        
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