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Die Kampfmittel des wirtschaftlichen Imperialismus.
„wirtschaftliche Eroberern g“, „wirtschaftlicheVor-
h er r Schaft“, als „unfairer Wettbewerb“, als „Angriff auf die ökono
mischen Lebensinteressen“ in England, Rußland und Frankreich emp
funden worden; er hat mit anderen, insbesondere nationalen Ur
sachen, zum Ausbruche und zur Ausdehnung.des Weltkrieges beigetragen;
die wirtschaftliche und politische Expansion Österreich-Ungarns hat den
letzten Anstoß abgegeben.
Für die schließliche Betrachtung des Wirtschaftskampfes vom Stand
punkte der gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen aller Völker
wird es sich zunächst darum handeln, die Methoden wirtschaftlicher
Gewalt im einzelnen zu erfassen.
Das Ziel des wirtschaftlichen Imperialismus ist der Ausschluß
oder doch mindestens die Beschränkung der Mitbewerber. Dieser
Ausschluß kann zunächst das Ergebnis der natürlichen wirtschaftlichen
Überlegenheit einer nach Ausdehnung drängenden Volkswirtschaft sein.
Wie wir bereits bei Darstellung des deutschen Imperialismus gesehen
haben, sind der Reichtum an Naturprodukten, das ausschließliche oder
doch überwiegende Vorkommen von sehr begehrten Rohstoffen im eigenen
Wirtschaftsgebiete, wie z. B. des Kali, die Vereinigung großer Kapitalien
in einem Zweige der Industrie zu einem Konzern, wie z. B. in der
Farbenindustrie, die Erleichterung des Kredits für die Abnehmer, die
Vielseitigkeit und weitgehende Arbeitsteilung der Produktion, kurzum die
Organisation der Kapitalausfuhr und nicht in letzter Linie die wissen
schaftliche Durchdringung und Verbilligung des Arbeitsprozesses an
erkanntermaßen die Träger des deutschen Erfolges gewesen. Zu diesen
natürlichen Mitteln des Wettbewerbes gesellten sich jedoch künstliche
oder gewaltsame. Zunächst wurde in allen imperialistischen Ländern,
mit Ausnahme von Großbritannien und Irland, künstliche Steige
rung der eigenen Produktion durch den Schutzzoll erzielt. Die
schutzzöllnensche Bewegung war nicht allein vom Schutze der heimischen
landwirtschaftlichen oder industriellen Produktion getragen. Der Pro
tektionismus schloß durch Einfuhrverbote, übermäßige Zölle, Fracht
verteuerung bei der Einfuhr, einzelne landwirtschaftliche, gewerbliche
und industrielle Erzeugnisse des Auslandes allmählich vom Wettbewerbe
im Inlande geradezu aus. Der Schutzzoll wurde über den wirtschaft
lichen Schutzzweck hinaus gesteigert und aufrecht erhalten; er über
schritt das nötige Maß und blieb auch weiterhin aufrecht, trotzdem der
schutzbedürftige Wirtschaftszweig den Wettbewerb mit der ausländischen
Produktion längst erfolgreich hätte aufnehmen können (Szabo, Frei
handel 10).
Während der reine Schutzzoll noch der protektionistischen Wirt
schaftspolitik angehört, bedeutet der durch sein Übermaß sperrende
K a m p f z o 11 bereits den Übergang zur wirtschaftlichen Gewalt. Der