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III. flAÜPTTEIL.
altdeutscher Herkunft in Baden, nachdem sie an den
Rheinbrücken erfahren hatten, daß nach Elsaß-Lothringen
zurückkehrende Soldaten in vielen Fällen von den Fran
zosen als Kriegsgefangene abgeführt worden waren, um
auf den Tag zu warten, an dem die Grenzsperre aufgehoben
würde, und sie zu ihren Angehörigen zurüokkehren könnten.
Daß Frankreich die Grenzsperre jahrelang, bis zum heu
tigen Tage, aufreohterhalten würde, konnte man damals
noch nicht ahnen. Alle Ratschläge von seiten der Behörden
fruchteten nichts, und so stieg die Flüchtlingsnot und vor
allem die Wohnungsnot in Baden aufs höchste, und es
mußten Schritte unternommen werden, um dieser Not zu
steuern. Berlin lag in jenen unruhigen Zeiten viel zu
weit entfernt, um eine Einwirkung auf diese Verhältnisse
ausüben zu können.
In Freiburg in Baden hatten sich besonders viele
Flüchtlinge angesammelt. Am 20. Dezember 1918 ergriff
ein Kaufmann aus Mülhausen die Initiative, und berief
eine Versammlung der Flüchtlinge. Ein Ausschuß wurde
gewählt, der damit beauftragt wurde, zu untersuchen, welche
Schritte zur Linderung der Not und zur Sicherung der Zu-;
kunft der Flüchtlinge zu tun seien und die nötigen Maß
nahmen zu treffen. Der Ausschuß sandte sofort eine
Protestnote gegen die Ausweisungen Deutscher aus Elsaß-
Lothringen und die brutale Art ihrer Durchführung, sowie
gegen die völkerrechtswidrige Zurückbehaltung sämtlichen
Privateigentums an den Volksbeauftragten Ebert, an die
deutsche Waffenstillstandskommission, an den schweize
rischen Bundespräsidenten Calonder, den schweizerischen
Bundespräsidenten Ador und den Präsidenten Wilson.
Außerdem trat der Ausschuß sofort in Verbindung mit den
Landesarbeitsämtern Süddeutschlands, um einen Arbeits
nachweis für die Flüchtlinge einzurichten. Es war be
deutsam, daß der Ausschuß als Beratungsstelle für die
Flüchtlinge sich dazu entschloß, ein Nachrichtenblatt für
alle elsaß-lothringischen Flüchtlinge herauszugeben, das alle
die Flüchtlinge betreffenden und interessierenden Fragen
handeln und je nach Bedarf erscheinen sollte. Die erste