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Die von Otto Licht benutzten Erntedurchschnitte, ans denen er
die hier wiedergegebenen Zahlen errechnet hat, sind meistens den
letzten zehn Friedensjahren entnommen, in denen man über Arbeits
kräfte, Gespanne, Dünger usw. in ausreichendem Umfange zu ver
fügen vermochte. Man könnte daher die Frage auswerfen: wie stellt
sich das Ergebnis des Zuckerrübenbaues bei der heutigen Knappheit
der gewohnten Hilfsmittel?
Bei nicht ausreichender Düngung und ungenügender Bear
beitung scheinen Hackfrüchte und insbesondere Zuckerrüben durch
schnittlich immer noch bessere Erträge als Getreide zu
liefern. In dieser Hinsicht können wohl die Ergebnisse der russischen
Landwirtschaft zum Vergleich herangezogen werden. Stellt man den
Hektardurchschnitten der russischen Ernteerträge aus den Jahren 1910
bis 1913 die auf gleicher Grundlage gewonnenen Zahlen Deutsch
lands gegenüber, dann erhält man folgendes Bild:
bei Anbau von Deutschland Rußland in Rußland v. H. des
Ertrag vom Hektar deutschen Ertrages
Weizen 21,8 dz 7,0 dz 32,1
Roggen 18,1 „ 7,9 „ 43,6
Gerste 20,6 „ 8,7 „ 42,0
Hafer 19,4 „ 8,1 „ 41,7
Kartoffeln 136,1 „ 76,6 „ 55,9
Zuckerrüben 283,0 „ 167,2 „ 59,0
Während also in Rußland bei aufwandärmerer Wirtschaft an
Getreide nur 32,1 bis 43,6 Prozent der deutschen Erntemengen er
zielt wurden, zeigen Hackfrüchte, besonders Zuckerrüben, einen Ge
wichtsertrag von 59,0 Prozent der deutschen Ertragsziffer.
Aus den hier angeführten Tatsachen wird man erkennen, daß,
um die im Kriege fehlende Einfuhr au Futtermitteln zu ersetzen, ein
erheblich gesteigerter Anbau von Zuckerrüben von großer Wichtigkeit
ist, und zwar möglichst zuckerreicher Rüben, denn gerade auf einen
recht hohen Gehalt an Zucker und Reichtum an Eiweiß kommt es an.
Welcher gewaltige Unterschied in dieser Beziehung schon zwischen
Zucker-und Futterrüben besteht, zeigt die Tatsache, daß die Ertrags
zahlen für Zuckerrüben in Friedensjahren mehr als doppelt so hoch
sind alö für Futterrüben.
Die Bedeutung des Zuckerrübenbaues liegt nicht nur in der
Erzeugung der Rübe als Rohmaterial für die Zuckerfabrik, sondern
auch in der Gewinnung großer Mengen von Futterstoffen,
wie Blättern, Köpfen, Schnitzeln, Schwänzen der Rüben und Melasse.