Full text: Die oberschlesische Kohlen- u. Eisenindustrie

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Wenn wir nochmals rekapitulieren, stellt sich die Situation 
wie folgt dar: Die eigenen Eisenerze des oberschlestschen Jn- 
dustriebezirks nahen ihrer Erschöpfung, ihre gegenwärtige 
Fördermenge ist zwar immer noch nicht unerheblich, doch weicht 
sie ständig und erheblich zurück. Die übrige Provinz Schlesien 
und der gesamte Osten des Reiches besitzen nur wenige Eisen 
erzlager von relativ geringer Nachhaltigkeit. Thüringen soll 
zwar nach neuesten Untersuchungen bedeutendere Erzschätze auf 
weisen, die aber erst bei weiter fortgeschrittener Hüttentechnik 
praktischen. Wert erlangen können. Es würde hier auch noch 
eine billige Wasserstraße zur Oder neu zu bauen sein. Die 
Heranziehung der riesigen Minettelager Westdeutschlands zur 
großzügigen Erzmaterialversorgung der oberschlesischen Hoch 
öfen erscheint ebenfalls nicht möglich, selbst wenn der deutsche 
Mittellandkanal endlich gebaut würde, da der relativ geringe 
Metallgehalt des Minetteerzes einen solch enormen Weg nicht 
erlauben würde. 
Einheimische wie inländische Eisenerze können also der 
oberschlesischen Hochofenindustrie keine sicheren Grundlagen zu 
einer noch so bescheidenen Entwickelung geben. 
Die Roheisenproduktion aber völlig aufzugeben und statt 
dessen fertiges Roheisen zu kaufen, verbietet die hüttentechnische 
Kalkulation*), die im allgemeinen heute nur dann ein dem Ver 
kaufspreise nach konkurrenzfähiges Eisenprodukt herauszu 
bringen vermag, wenn die einzelnen Stufen des Eisenproduk 
tionsprozesses unmittelbar einander in die Hände arbeiten und 
so größtmögliche Ersparnisse an Wärmeenergie erzielen lassen. 
Der oberschlesische Hüttenmann muß sich daber nach aus 
ländischen Erzen umsehen, die seinen Hochofen ausreichend und 
voraussichtlich andauernd mit Erzmaterial versorgen könnten. 
Gibt es nun solche auswärtige Erzlagerstätten? 
Th. Sehmer^) behauptet, während der Kampf sich meist 
nicht so sehr darum drehe, „Erz an sich" zu bekommen, als viel 
mehr um das „billigste" Erz, da Eisenerze noch genug vor 
handen seien, handelte es sich für Oberschlesien in erster Linie 
1) G. Gothein II. S. 360 f. G. Heymann, S. 4 ff., S. 11 ff. 
s. a. H. Wedding, SB-, Simmersbach. 
2) Th. Sehmer. S. 263.
	        
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