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doch darum, überhaupt Eisenerz zu beschaffen. Das halten wir
für nicht richtig, denn prinzipiell ist die Lage der oberschlesischen
Eisenhütten, was die Erzversorgung anbetrifft, genau die gleiche
wie z. 33, der rheinisch-westfälischen Eisenindustrie. Es stimmt
daher auch nicht, daß „abgesehen von Oberschlesien die Zu
kunft der deutschen Erzversorgung in durchaus günstigem Licht
erscheint^)". Rheinland-Westfalen ist heute wie in näherer
Zukunft zum bedeutendsten Teil seines Erzbedarfes auf eben
dieselben ausländischen Eisenerze angewiesen wie Oberschlesten
auch, besonders z. B. auf die schwedischen Magnetite. Neben
diesen kamen bisher die Eisenerzschätze Rußlands und Öster
reich-Ungarns für die oberschlesischen Hochöfen in Frage. Unsere
nächste Aufgabe wird sich daher der Untersuchung zuwenden
müssen, welches der Stand des Eisenexports in Rußland, Öster
reich-Ungarn und Schweden gegenwärtig ist, und welche Ent
wicklung er voraussichtlich in der nächsten Zukunft nehmen wird.
Das ungeheure russische Reichs) birgt gewaltige Vorräte
an Eisenerzen, deren bekannteste die des Ural und Südrußlands
sind. Die Uralerze sind Magnet-, Spat- und Brauneisensteine
von 50—67% Fe und sehr reiner Qualität. Von den südrussi
schen Eisenerzen sind die von Kriwoi Rog, südwestlich von Je-
katerinoslaw am Dniepr ihrer Mächtigkeit und nächsten Lage
zu den Steinkohlen des Donezbeckens^) wegen die bedeutendsten.
Sie wurden auf 75 Millionen To. Nachhaltigkeit geschätzt, ihr
Gehalt an Eisen beträgt im Mittel 60—68%. Noch nach
haltiger sollen die Erzlager der Halbinsel Kertsch der Krim sein,
wenn das Erz auch nur 40—48% Fe enthält. Am rechten
Ufer des unteren Dniepr bei Nicopol finden sich reiche Mangan
erze mit 40—50% Mn-Gehalt. Die größten Manganerzlager
der Welt besitzt Transkaukasien zwischen Schwarzem und
1) Allerdings nimmt die Minettezufuhr nach den rheinisch-
westfälischen Eisenwerken zu, 1810 schlug diese die schwedische Zu
fuhr mit 3 Mill. Tonnen, dennoch ist der Anteil der ausländischen
Erze an dem Gesamterzmaterial der rheinisch-westsälischen Hoch
öfen noch über 80 Proz. (1909: 58 Proz.) s. Eisenhllttenwesen 1912,
S. 200 ff.
2) Eisenhüttenwesen, S. 152 ff. K. Spaltowski, S. 26. W.
Neumeister, S. 44 f. Th. Sehmer, S. 88 ff.
3) Die Brauneisensteinlager des Donezbeckens sind bereits
abgebaut.
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