Full text: Die Entwicklung der deutschen Stahlindustrie mit besonderer Berücksichtigung der Martinstahlerzeugung und der Bedeutung des Schrottes für dieselbe

Unser modernes Eisenhüttenwesen zählt eigentlich 
erst von dem Zeitpunkte an, als die Eisenerzeugung aus 
den Händen des Kleinbetriebes in die der Großindustrie 
überging. Man hatte gelernt, das Schmiedeeisen durch ent 
sprechende Behandlung aus Roheisen darzustellen. Doch war 
man gezwungen die Eisenerzeugung auf viele Punkte, meist 
abgelegene Täler zu verteilen, weil man die nötige Menge 
Holzkohle an einem Punkt nicht zusammenbringen konnte. 
Von einer Eisengroßindustrie kann man erst sprechen, als 
durch die Erfindung des Puddelprozesses die Möglichkeit 
geboten war, den Betrieb an einzelnen günstig gelegenen 
Plätzen zu konzentrieren. Mit dieser Konzentrierung der 
Schweißeisenfabrikation war aber auch wiederum die 
Möglichkeit geboten, mehr Geld auf die maschinellen Ein 
richtungen der Hüttenwerke zu verwenden, und damit 
war der Zeitpunkt gekommen, die alten „Hämmer“ durch 
„Walzwerke“ zu ersetzen, und in der Tat wurden erst 
nach der Erfindung des Puddelprozesses wesentliche Fort 
schritte in der Weiterverarbeitung des Eisens erzielt. Bei 
uns in Deutschland wurde der Puddelprozeß in den Jahren 
1815—20 eingeführt 
Als in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts sich 
infolge des Baues der Eisenbahnen ein ungeheuerer Be 
darf an Eisen einstellte, war überall das Streben vorhan 
den, die damaligen Verfahren zur Herstellung schmiedbaren 
Eisens zu verbessern und die Erzeugung der vorhandenen 
Oefen zu steigern. Trotz jahrzehntelanger Bemühungen 
ist es jedoch den Eisenhüttenleuten nicht gelungen eine 
gründliche Wandlung herbeizuführen, da ihr Streben nur 
darauf ausging, den bereits vorhandenen Puddelprozeß ab 
zukürzen oder die mühselige Handarbeit durch Maschinen 
kraft zu ersetzen.
	        
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