Full text: Die Entwicklung der deutschen Stahlindustrie mit besonderer Berücksichtigung der Martinstahlerzeugung und der Bedeutung des Schrottes für dieselbe

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Man war deshalb schon bald in Deutschland bestrebt, 
den Phosphor, dessen Abscheidung in der Birne als un 
möglich erkannt war, durch eine Vorbehandlung des Roh 
eisens in die Schlacke überzuführen, wobei auch gute Er 
folge erzielt wurden. Doch wurden diese Verfahren nicht 
weiter ausgebildet, da sie durch die endliche Lösung des 
Problems überholt wurden. 
Im Jahre 1879 gelang es dem englischen Ingenieur 
Thomas, Roheisen in der Bessemerbirne zu entphosphoren, 
indem er das bis dahin hauptsächlich aus Kieselsäure be 
stehende sauere Futter der Birne durch ein basisches aus 
Aetzkalk bestehendes ersetzte; später verwandte er an 
stelle des Aetzkalkes gebrannten Dolomit. Ferner gab 
Thomas zu Beginn des Prozesses gebrannten Kalk in die 
Birne, um die entstandene Phosphorsäure zu binden. 
In Deutschland erkannte man sofort die Wichtigkeit 
des Entphosphorungsverfahrens für die heimischen Verhält 
nisse. Denn in Lothringen und dem in Deutschland zoll 
politisch vereinigten Luxemburg waren ungeheure Mengen 
phosphorhaltiger Eisenerze vorhanden, die bisher wenig 
Beachtung finden konnten, trotzdem der Abbau wenig 
Schwierigkeiten bot. Nunmehr trat mit einem Schlage eine 
Aenderung in der Sachlage ein. Schon vier Jahre nach 
der Erfindung waren in Deutschland 41 Thomasbirnen mit 
basischer Auskleidung im Gebrauch. Im Jahre 1884 wurde 
die Bessemerstahlerzeugung bereits überholt und 1887 wur 
den in Deutschland bereits 800000 t Thomasstahl mehr 
erzeugt als Bessemerstahl. Die Gesamterzeugung gestaltete 
sich in den ersten 12 Jahren nach der Erfindung von 
Thomas folgendermaßen: 
Bessemerstahl 
Thomasstahl 
1879 
465 000 
1 782 
1880 
678 953 
18180 
1881 
509 400 
200000
	        
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