Landbund so in m t, an Vertrauensleute des Deutschen Landarbeiter-
Verbandes. So handelt man dort mit zweierlei Moral.
Dann möchte ich mich mit Herrn von der Osten beschäftigen. In
der 69. Sitzung der Landesversammlung am 22. Oktober hat sich Herr von der
Osten mit einem Fall auf dem Gut Kiekow im Kreise Belgard beschäftigt.
Herr von der Osten scheint über den Fall nicht richtig unterrichtet zu sein.
Nich^am 3. August, sondern am 8. August 1919 fanden auf Antrag der
Arbeiter Tarifverhandlungen Im Kreishause statt. Zu dieser Zeit bestand
noch kein Streik. Das ist zu betonen, weil Herr von der Osten sagt, wegen
des Streiks hätten die Verhandlungen stattgefunden. Das Zustandekommen
eines neuen Tarifvertrages ist tatsächlich an dem Starrsinn der Arbeitgeber
gescheitert. Als die Verhandlungen eröffnet wurden, erklärte der Führer
der Arbeitgeber, Herr v. K l e i st - Kiekow, er müsse nach Berlin fahren. Trotz
Bitte, dazubleiben, verließ er mit anderen Arbeitgebern den Sitzungssaal.
Die Verhandlungen wurden dann auf den 12. August vertagt. In dieser
Verhandlung erklärte Herr v. Kleist, er hätte nur gewisse, aber keine unum='
schränkten Vollmachten. Er erklärte bei jedem Punkt, er müsse dies erst der
Generalversammlung der Arbeitgeber unterbreiten. Die Verhandlungen
an diesem Tage vor dem Schlichtungsausschuß dauerten 15 Stunden. Trotz
dem die Landarbeiter bewußt nachgaben, wurde wieder vertagt auf den
18. August. Auch an diesem Tage erklärten sich die Arbeitgeber noch nicht
zur Unterzeichnung des Tarifs bereit, sondern wollten am 21. August Mit
teilung machen. Dann kam die Forderung, Stellung einer Kaution in
tatsächlicher Höhe von 300 000 Mark. (Hört,hört! bei den
Sozdem.) Erst deni Landrat ist es gelungen, diese Forderung zu ermäßigen
auf 30 000 Mark. Am 24. August tagte die Kreiskonferenz, und es entstand
Empörung wegen der Forderung der Kaution. Jedoch wurde von einem
Streik Abstand genommen. Die Arbeitgeber sollten sich bis Mittwoch, den
27. August erklären, ob sie den Tarif annehmen und von der Kaution Abstand
nehmen. Diese Anerkennung ging nicht ein, und deshalb traten am 28. August
44 Güter in den Streik, ohne von der Leitung des Deutschen Landarbeiter-
Verbandes dazu ermuntert zu sein, sondern die Arbeiter hatten eben diese
offensichtliche Verzögerung satt. Der Landrat hob dann noch besonders her
vor, daß alle Parteien den Tarif anerkennen, nur die Arbeitgeber hätten
die Stellung der Kaution verlangt. Also an der Kautionsfrage scheiterten
alle Vereinbarungen, weil die Arbeitgeber glaubten, der Deutsche Land
arbeiter-Verband ließe es sich gefallen, feine Kaffe auszupumpen, was ja der
Fall wäre, wenn in jedem Kreis soundso viele Zehntausende an Kaution ver
langt würden. Die Behauptung des Herrn von der Osten, der Landarbeiter-
Verband habe keine Antwort gegeben wegen der Stellung einer Kaution,
trifft nicht zu, weil der Landrat sofort unterrichtet war, daß eine Kaution
abgelehnt würde. Ich selbst habe damals auf Anfrage unseres Gauleiters
sofort telegraphiert, daß wir nicht darauf eingehen.
Dann macht im Anschluß daran Herr von der Osten Ausführungen, die
besagen, daß auf dem Gut des Herrn v. Kleist-Kickow bei diesem Streik Ar
beitswillige verprügelt worden seien. In einem Brief, den uns die Arbeiter
dieses Gutes geschrieben haben, wird entschieden bestritten, daß Arbeits
willige verprügelt wurden. Ich will Ihnen sagen, daß wir uns das Recht
vorbehalten, wenn ein Streik ausbricht, auch Streikposten auszustellen, damit
die Arbeitswilligen keine Arbeit verrichten. (Abg. Stendel, Deutsche Volks
partei: Darüber wollen wir nachher den Landwirtschaftsminister hören. Das
ist ein schönes Recht!) Wenn man Wochen und Wochen lang verhandelt und