Full text: Der Wald und seine Arbeiter

Aus der Geschichte des Waldes. 
Deutschland ist immer reich bewaldet gewesen. Eine alte Sage erzählst daß 
die Germanen ans den Bäumen gewachsen seien. Nach einer andern Sage 
sollen die Sachsen mit ihrem ersten König Askanus aus dem Harzfelsen mitten 
im grünen Walde bei einem süßen Springbriinnlein herausgewachsen sein. 
Bon den Römern haben wir die ersten Schilderungen. Cäsar sagst daß mehr 
als 60 Tagereisen notwendig seien, um an das Ende des Waldes zu kommen. 
Auch nach 60 Tagereisen habe niemand sagen können, wo der Wald ende. 
Ueber die Beschaffenheit des Landes schreiben die Rönter in den ersten 
Jahrhunderten der christlichen-Zeitrechnung ganz übereinstimmend als sehr rauh, 
voll schauerlicher Wälder, mit Sümpfen und Mooren bedeckt. „Wer möchte 
Germanien aufsuchen", ruft Tacitus aus, „wo nngestaltet der Boden und rauh 
der Himmel ist. Das Land," sagt er, „obwohl der Boden verschieden, erweckt 
doch im ganzer; durch Wälder und Sümpfe Schrecken und Abscheu." Trotzdem 
muß Deutschland' lange vor der historischen Zeit bewohnt gewesen sein. 1864 
und 1865 entdeckte man am Züricher See, bei Ollnütz in Mähren und am 
Starnberger See bei München, am Badischen Unterste usw. zahlreiche Pfahl 
bauten. Alle diese Entdeckungen beweisen uns, daß hier in früheren Zeiten 
Iägervölker hausten. 
Daß die Germanen nicht in Städten wohnten, ist zur Genüge bekannt. Sie 
litten nicht einmal aneinanderstehende Häuser. Gesondert und einzeln wohnten 
sie, wo etwa eine Quelle oder ein Wald ihnen besonders gefiel, sagt Tacitus. 
Die Germanen bauten auch nicht mit Steinen, Ziegeln usw., sondern mit Holz 
(Blockhäuser). Die Häuser lagen zu alten Zeiten gewiß im Walde, denn die 
rauhe Natur gebot dieses. Nur der Wald konnte genügenden Schutz bieten. 
Heute noch finden wir in den Dörfern mächtige Eichen, auf welche die Dorf 
bewohner stolz sind. 
Die Verteilung der Wälder bei den alten Germanen war wohl so, daß die 
Wälder immer die Grenzen darstellten und schwere Kämpfe gegen jeden Ein 
bruch geführt wurden. Innerhalb der Stämme und der einzelnen Glieder war 
der Wald aber Gemeineigentum. Alle Nutzungen an Wald, Moore und Jagd 
waren gemeinsam. Mit den: Entstehen der Markgenossenschaften wurde der 
größte Teil des Waldes von diesen in Besitz genommen. 
Bis zum Anfang des sechsten Jahrhunderts verteilten die Häuptlinge oder 
Herzöge das Land an die sogenannten Hundertschaften. Diese bewirtschafteten 
das ihnen zugeteilte Land gemeinsam. Es trat hierbei unter den Hundert 
schaften ein häufiger Landwechsel ein. Jedes Jahr wurde das Land verlost, 
so daß schließlich jeder Teil der Reihe nach das ganze Land kennenlernte und 
bearbeitete. Aus diesen Hundertschaften bildeten sich dann später kleinere 
Kreist, die sogenannten Sippen. Diese bebauten das Land immer noch ge 
meinsam, indem zuerst noch ein häufiger Wechsel in den Landlosen stattfand. 
Später wurde dieses Verfahren immer seltener angewandt. Bald saß jede 
Sippe auf einem bestimmten Landlose und schließlich bekam jeder Haushalt 
oder jeder Hof ein gewisses Maß von Land (meist 30 Morgen). 
Diese einzelnen Höfe bildeten in ihrer Gesamtheit die Markgenossenschaft.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.