Full text: Vergangenheit und Zukunft der Sozialwissenschaften

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einem Lauf, der über alle Sterne hinausführen könnte. 
Die große Schranke des Forschers war bis dahin der 
Mensch und sein Denken und Handeln 1 gewesen: Da 
hatten die Geheimnisse und das Unerfaßbare oder Ge- 
offenbarte begonnen. Und wie man nun begriff, daß 
diese Schranke zu übersteigen sei, und wie man, 
gleichsam von der Höhe der erstürmten Schanze, 
Wege erblickte, die tief in die soziale Welt führen 
konnten, da meinte man, daß sich auf diesen Wegen 
„Alles“ erreichen lassen und Alles zur beweisbaren 
Wissenschaft gebändigt werden könnte. Dieses 
„Alles“ aber umfaßte auch die Gegenstände der Theo 
logie und die menschlichen oder in irgendeinem Sein 
„absoluten“ Ideale und Zwecke. Die Kluft zwischen 
diesen und positiver Wissenschaft haben uns zahllose 
bittere Enttäuschungen gelehrt; damals sah man sie 
nicht, bemerkten Viele überhaupt keinen Wesens 
unterschied zwischen ihnen und keine Grenzen der 
Brauchbarkeit unseres logischen Werkzeugs. So 
machte man sich daran, eine untheologische Theologie 
zu eranalysieren einerseits und Ideale und Zwecke 
als solche geradeso beweisen 'zu wollen wie einen 
Kausalzusammenhang andererseits. Da begann der 
Ikarusflug, der so schlecht ausfiel, so klägliche Re 
sultate zeitigte. Die glänzenden Gestalten der Mystik 
und des Wollens in den Kleidern der alten Tante Ver- 
1 In der mittelalterlichen Philosophie unterschied man vielfach 
die Menschen (und reingeistige Wesen) als unmittelbare Geschöpfe 
Gottes prinzipiell von den Produkten der Naturgesetzlichkeit, die 
nur mittelbar auf einen Schöpfungsakt zurückgingen. Vgl. z. B. 
Dantes Wendung Paradies III, 87: ciö ch’ella (d. h. der göttliche 
Wille) cria e che natura face.
	        
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