2. Konjunktur u. Krisen im Zusammenhang mit d. Organisation d. Wirtschaft. 9
geschärfte Stahlaxt zu bereiten. Noch weiter ausholend mag man
für die Förderung der Erze künstliche Triebwerke und Rollbahnen,
für die Schmelzung des Erzes wohleingerichtete Hochöfen, für die
Formung und Schärfung der Axt besondere Maschinen bauen; aber
mals weiter ausholend Fabriken und Maschinen schaffen, in denen
man die Maschinen der ersten Art erzeugt usw. Man wird kaum
bezweifeln, daß jeder der geschilderten kapitalistischen Umwege die
Ergiebigkeit des gesamten Produktionsprozesses erhöht, d. h. zur
Folge hat, daß man die Einheit, etwa den Raummeter Brennholz
mit einem kleineren Gesamtaufwand an (mittelbarer und unmittel
barer) Arbeit gewinnen kann 1 ).“
Diejenigen Güter, welche, wie z. B. Nahrungsmittel oder Kleider,
der Befriedigung des unmittelbaren Bedarfes dienen, pflegt man als
Genußgüter, auch als Verbrauchsgüter, auch als Güter erster Ordnung
zu bezeichnen, während diejenigen Güter, welche nur als Produktions
mittel in dem eben dargelegten Sinne Verwendung finden, als Kapital
oder Produktivgüter, auch als Güter höherer Ordnung bezeichnet
werden.
Die Entwicklung, vor allem im Laufe der letzten Jahrhunderte,
hat in zunehmendem Maße dahingeführt, daß im Rahmen der Güter
erzeugung ein steigender Teil derselben auf die Herstellung dieser
Kapitalgüter entfällt. Millionen von Menschen sind bei uns nicht
damit beschäftigt, Gegenstände des täglichen Bedarfes zu erzeugen,
sondern sie verwenden ihre Arbeit auf die Herstellung von Fabrik
anlagen, Maschinen, Werkzeugen usf.
Es liegt auf der Hand, um damit wieder zu dem Ausgangspunkt
dieser ganzen Betrachtung zurückzukehren, daß mit einer solchen
Zunahme der Produktionsumwege, mit der Tatsache, daß also im
Rahmen der Gütererzeugung die Herstellung solcher Kapitalgüter
eine so wesentlich größere Rolle spielt als früher, die Übersicht und
die Kenntnis von Bedarf und Nachfrage in der Volkswirtschaft
sehr erschwert werden mußte. Diese Übersicht war um so leichter,
ein je größerer Teil der Gütererzeugung der Herstellung des unmittel
baren Bedarfes, also demjenigen von Genußgütern, diente und wurde
um so schwerer; in je geringerem Maße das der Fall war. So mußte
diese Entwicklung, die wir später noch genauer kennen lernen wer
den, ebenfalls dazu beitragen, daß dieser ideale Gleichgewichts
zustand zwischen Produktion und Konsumtion, von dem oben die
Rede war, immer weniger erhalten bleiben konnte, daß die Schwan
kungen im Wirtschaftsleben, das Auf und Ab sich zu einem regel- *
ü Böhm-Bawerk, Positive Theorie des Kapitals. 2. Halbband.
3. Aufl. 1912. S. 151.