154 Dritter Abschnitt. Einfluß des Konjunkturwandels und der Krisen.
sich im Herbste 1912 beim Ausbruch der Balkanwirren ab, wo der
Kassaindustrieaktienmarkt und der Ultimomarkt beide sehr stark ins
Weichen kamen. Die Zeitungen berichteten damals von sensationellen
Kursstürzen.
Die Ursachen derartiger Kursrückgänge sind dabei verschiedener
Natur. Einmal wird das Publikum, mögen nun die Ursachen poli
tische sein, oder mögen sich irgendwelche andere Symptome für
einen Rückgang der Konjunktur zeigen, ängstlich und bringt umfang
reiches Material an den Markt. Das ist dann vor allem von seiten
der sogenannten schwachen Hände der Fall, d. h. derjenigen Per
sonen, welche am Kassamarkt mit Bankkredit gekauft haben, also
die gekauften Papiere bei weichenden Kursen nicht durchhalten
können. Denn jetzt verlangen die Banken weitere Einschüsse, welche
vielfach die Mittel der Spekulanten übersteigen. Auf der anderen
Seite ist dann in solchen Zeiten die Verfassung des Geldmarktes eine
derartige, daß die Banken auf möglichste Liquidität sehen müssen,
also eine stärkere Interventionstätigkeit von ihrer Seite, d. h. eine
Aufnahme dieser Papiere zu den weichenden Kursen, wie es in
ruhigeren Zeiten häufig der Fall ist, ausgeschlossen ist. Kamen doch
auch in dieser Zeit sogar recht erhebliche Abhebungen von den
Sparkassen vor.
Was sich in diesen Zeiten solcher politischer Erschütterungen
in ganz besonders krasser Form zeigt, tritt in genau derselben Weise
ein, wenn auch nicht so plötzlich und nicht so schroff, wenn die
Hausse auf ihrem Höhepunkt angelangt ist und sich Anzeichen dafür
bemerkbar machen, daß die Konjunktur nach unten umzubiegen
beginnt. Schon wenn die Hausse auf ihrem Höhepunkt angelangt ist,
sind starke Faktoren wirksam, welche einen lähmenden Einfluß auf
die Börsenspekulation ausüben. Die Ursache davon liegt in der an
gespannten Lage des Geldmarktes. Der jetzt herrschende hohe Zins
fuß bedeutet eine sehr starke Verteuerung der Börsenkredite, was
einen stark einschnürenden Einfluß auf das ganze Börsengeschäft
und die Börsenspekulation ausüben muß. Auf dem Höhepunkt der
Hausse beginnen die Banken auch in der Gewährung von Börsen
krediten sich vielfach eine starke Zurückhaltung aufzuerlegen. Damit
hängt es dann weiter zusammen, wenn sich eine weitgehende
Parallelität zwischen der Höhe des Diskontsatzes und der Höhe des
Kursstandes der Dividendenwerte feststellen läßt. Nach den Berech
nungen Morals 1 ) ergab sich dabei das folgende Bild für die Jahre
1909—1912. Es betrug der Durchschnittswert
*) Aktienkapital u. Aktienemissionskurs. L. 1914. S. 29.