Full text: Deutschlands chemische Industrie

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thetischem Wege zu lösen, indem er in 30000 einzelnen 
Versuchen alle möglichen keramischen Mischungen den 
verschiedensten Temperaturen aussetzt. 
In seinem berühmten Werke: „Chymische Unter 
suchungen, welche fürnehmlich von der Lithogeognoseia 
handeln“, werden diese Versuchs, die den Grund für 
die wissenschaftliche Erkenntnis des Verhaltens der 
Materie bei hohen Temperaturen gelegt haben, ein 
gehend beschrieben. Sie gehören dem Friedensjahrzehnt 
vor dem siebenjährigen Kriege an. 
Inzwischen hatte der Kaufmann Wilhelm Caspar 
Wegely den erfolglosen Versuch gemacht, mit Hilfe 
von Arbeitern, die das Meissener Geheimnis zuerst 
nach Höchst a. M. gebracht hatten, in Berlin eine Por- 
zellanfabrik zu errichten. Besseren Erfolg hatte der 
Kaufmann Joh. Ernst Gotzkowski, der mit Hilfe 
eines Wegelysehen Arbeiters in dem in der Leipziger 
Strasse gelegenen Dorvilleschen Hause, wo noch heute 
die Niederlage der Berliner Manufaktur ihren Sitz hat, 
eine neue Fabrik errichtete. Aber die ungünstigen Zeiten 
zwangen ihn, im August 1763 seine Zahlungen einzu 
stellen. Schon im nächsten Monat ging die Fabrik, die 
Gotzkowski Friedrich dem Grossen zum Kauf an- 
geboten hatte, für den Preis von 225 000 Talern in den 
Besitz des Königs über, dessen Interesse für die Por 
zellanfabrikation noch gewachsen war, da er während 
des Krieges mehrfach Gelegenheit hatte, die Konstruk 
tion der Porzellanöfen in Meissen selbst zu studieren. 
Von dem ersten Besuch des Königs in der Berliner 
Fabrik am 11. September 1763 berichtet der Chronist 
Grieninger: „Niemals hat sich wohl ein Monarch 
gnädiger herabgelassen. Sein huldreicher Blick er 
streckte sich über alles. Bei dem Brennofen sprach
	        
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