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Rübenzucker
Dass auch der König dieser Entdeckung, die bald
im In- und Auslande Aufsehen erregt, lebhaftes Interesse
entgegenbringt, dass er alsbald die Möglichkeit erkennt,
durch den Anbau der Runkelrübe, in deren Saft Marg
graf den höchsten Zuckergehalt vorfindet, der vater
ländischen Landwirtschaft Vorteil zu verschaffen, be
darf keiner Erwähnung. Diese Aufgabe zur Lösung
zu bringen, war jedoch dem Schüler und Nachfolger
Marggrafs Franz Karl Achard Vorbehalten. Einer
Huguenottenfamilie entstammend, 1753 in Berlin geboren,
mit 23 Jahren Mitglied der Akademie, übernimmt er
im Alter von 29 Jahren die Professur seines Lehrers
und ist mit leidenschaftlichem Eifer bestrebt, dessen
grosse Entdeckung in die Praxis überzuführen. Allein
erst gegen Ende des Jahrhunderts, 50 Jahre nach Marg
grafs Entdeckung des Rübenzuckers, sind seine land
wirtschaftlichen Versuche so weit gediehen, dass er auf
seinem Gute Caulsdorf bei Berlin die erste Zuckerernte
aus heimischem Gewächs einbringt, und dass nunmehr
einer industriellen Erzeugung von Zucker aus Runkel
rüben kein Hindernis mehr im Wege zu stehen scheint,
zumal ihm der junge König Friedrich Wilhelm III.,
der Begründer der Berliner Universität, durch Ge
währung bedeutender Staatsmittel in den Stand setzt,
auf dem Gute Cunem in Schlesien die erste Rüben
zuckerfabrik zu errichten.
Wie bei jeder neuen Technik 1 , waren auch hier, im
Kampfe mit der Konkurrenz, die sich in England nicht
scheute, Achards Charakter durch hohe Bestechungs
summen auf die Probe zu stellen, grosse Schwierigkeiten
zu überwinden. Sie wurden durch die napoleonischen
Kriegswirren nicht vermindert. Da erschien eine Hilfe
von unerwarteter Seite. Indem der in rücksichtsloser