Full text: Die Frau und die Arbeit

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Zauberer, der mit Giften experimentierte, weit und breit 
das einzige Individuum, das sich mit der Natur beschäf 
tigte, und wo früher ein paar Dutzende von Alchimisten 
und Astrologen die Zusammensetzung der Stoffe oder die 
Bewegung der Planeten studierten, da arbeiten heute Tau 
sende in jeder zivilisierten Gesellschaft daran, die Geheim 
nisse der Natur zu enträtseln, und der praktische Chemi 
ker, der Arzt, der Anatom, der Ingenieur, der Astronom, 
der Mathematiker, der Elektriker bilden eine mächtige 
und immer einflußreichere Armee von männlichen Ar 
beitern. Wo einst ein Barde die Nation mit Literatur ver 
sorgte oder später einige Tausende Priester und Gelehrte 
für die wenigen schrieben, die lesen konnten, da arbeitet 
heute eine Menge von Literaten, zahllos wie ein Heu 
schreckenschwarm. Vom Reporter bis zum Künstler und 
Denker, für alle \vächst stündlich die Nachfrage nach ihrer 
Arbeit. Wo einst ein Ausrufer mit starken Beinen und kräf 
tigen Lungen genügte, um die Neuigkeiten in Stadt und 
Land zu verbreiten, da sitzen heute eine Menge von Män 
nern, um die Spalten der Morgenblätter zu füllen, und Hun 
derte von Schriftsetzern sind bis tief in die Nacht mit einer 
Arbeit beschäftigt, die mehr manuelle und geistige Kul 
tur verlangt, als die meisten Führer und Könige alter Zeit 
besaßen. Sogar im Kriegshandwerk, dem brutalsten und 
primitivsten aller Geschäfte, das auf der zivilisierten Welt 
noch aus ihrem Zustand der Wildheit lastet, auch darin ist 
der Bedarf an geistiger Arbeit ganz außerordentlich. Die 
Erfindung, Konstruktion und Herstellung einer Krupp 
kanone, deren Abfeuerung kaum mehr Muskelkraft erfor 
dert, als ein Wilder zum Werfen seines Bumerangs braucht, 
ist das Resultat unendlicher Mühe und Gedankenarbeit, 
weit größerer als die Herstellung aller Waffen einer primiti 
ven Armee kostete. Vor allem aber auf dem Gebiete der 
Politik und Verwaltung, wo einst ein König oder eine Köni 
gin mit einigen Räten die Herrschaftsführung und Gesetz
	        
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