Full text: Anfangsgründe der Volkswirtschaftslehre

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Lohn und Gewinn. 
empfehlen, ist das nicht die Arbeit — und wieviel wertvoller 
ist sie als das Almosen? 
Ja, nur ist eine Stunde gekommen, eine tragische Stunde, 
wo im Geist der Massen ein Verdacht erwacht ist. Und dieser 
Verdacht hat sich in folgende Gestalt umgesetzt: gibt uns wirk 
lich der Eigentümer zu leben? oder geben wir nicht ihm zu 
leben? Und sollte er dann nicht, statt Wohltäter, ein Aus 
beuter sein? Und an dem Tage, wo dieser Gedanke in das 
Hirn der Massen gelangte, war der Sozialismus geboren. 
Wenn tatsächlich der Kapitalist sagen kann, daß er dem 
Arbeiter Arbeit gibt, kann dann dieser umgekehrt nicht ant 
worten, daß er dem Kapitalisten das Erzeugnis seiner Arbeit 
gibt, und daß ihm nur ein Teil, vielleicht der geringste Teil, 
unter dem Namen Lohn wieder ausgezahlt wird? Zwar ist das 
dem Entlohnten gezahlte Geld von dem schon vorhandenen 
Kapital gezahlt, das das Geld vorschießt, aber es ist das nur 
eine Vorwegnähme vom Endergebnis, und als Preis für einen 
Verzicht auf jedes Anrecht an dem künftigen Produkt seiner 
Arbeit erhält der Arbeiter seinen Lohn. Ohne Zweifel ist das 
ein Vorteil, da er bares Geld erhält und keine Mittel zum 
Warten besitzt, aber augenscheinlich befindet er sich gerade da 
durch in einer mißlichen Lage, wenn er wissen will, was ihm 
zukommen muß. Er weiß nicht, welches der Wert dieses Pro 
dukts sein wird, besonders dann nicht, wo es sich um Kollektiv 
arbeit handelt, bei der niemand seinen Anteil erkennen könnte. 
In der Tat ist bekanntlich der Mietspreis der Arbeit, der den 
Lohn darstellt, nicht der Gegenstand eines Feilschens; es ist 
ein fester Preis wie in den Warenhäusern, nur mit dem Unter 
schied, daß der Kunde in den Warenhäusern immer die Mög 
lichkeit hat, nicht zu kaufen, wenn er den Preis zu hoch findet, 
während der Arbeiter nicht immer die Wahl hat, nicht zu ver 
kaufen, selbst wenn er den Preis zu niedrig findet. Erst seit 
Gründung der Syndikate hat man den Lohn erörtern können. 
Man hat daher auch in der Geschichte den Arbeitslohn 
auf einen unglaublich niedrigen Satz fallen sehn, auf jenes 
Minimalniveau, unter dem der Arbeiter sich nicht mehr 
nähren und leben könnte und die menschliche Arbeitskraft 
verschwinden würde. Und noch vor kurzem, bis zum Kriege, war 
das der Fall in den Jndustrieen, in denen der Arbeiter nicht 
um Lohn feilschen konnte, besonders bei den Heimarbeite 
rinnen. 
Diese Situation hat sich glücklicherweise verschoben, nicht 
allein weil die gewerkschaftliche Organisation und die
	        
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