Full text: Denkschrift betreffend die Neuregelung der handelspolitischen Beziehungen Deutschlands zu den Vereinigten Staaten von Amerika

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VII. 
Wir haben in Abschnitt V dargelegt, wo die 
Union heute schon differenziert wird. Wenn 
Deutschland und Österreich-Ungarn sich Italien, 
Frankreich, Rußland usw. anschließen, so wird der 
Druck auf die Union schließlich vielleicht doch so 
stark und lästig, daß man in Washington von der 
jetzt geübten Abschließungspolitik abgeht und auf 
Handelsvertragsverhandlungen größeren Stils sich 
einläßt. In den Neuenglandstaaten empfindet man 
es bitter, daß die Bundesregierung seinerzeit nicht 
dazu bereit war, auf Kanadas Vorschlag, einen Rezi 
prozitätsvertrag abzuschließen, einzugehen. Kanada 
hat seit 1898 Vorzugszölle auf englische Waren ein 
geführt (erst 2 5%, dann 33 J /3 °/o)> die aber der 
amerikanischen Ausfuhr keinen Abbruch taten. 
Wohl aber macht man sich in der Union auf einen 
Rückgang jetzt gefaßt, da Kanada der amerikani 
schen »Schleuderpolitik« zu Leibe geht und ein 
Antidumpinggesetz erlassen hat. Diese schroffe 
Haltung Kanadas der Union gegenüber wird 
jedenfalls immer intensiver werden, da in Kanada 
eine Industrie heranzuwachsen beginnt, die auf 
fortgesetzte Erhöhung der Eingangszölle dringen 
wird. 
In amerikanischen Kreisen nun, die an der 
Ausfuhr ein großes Interesse haben, weist man 
immer wieder auf diese Vorgänge hin und warnt 
davor, den Kanada gegenüber begangenen Fehler 
anderen Ländern gegenüber zu wiederholen. 
Namentlich geschieht dies unter Hinweis auf 
die russischen Differenzialzölle für die Produkte 
der amerikanischen Eisen- und Maschinen 
industrie. Die Stimmen, daß man in der Tarif 
politik schließlich doch an eine Umkehr denken 
müsse, mehren sich,*) Von innen heraus wird der 
Druck auf eine Tarifrevision hin immer stärker. 
*) Vgl. z. B. Iron Age 4. Mai 1905. S. 1454. »We have 
already lost good markets in Ganada simply because we failed 
to appreciaje the importance of the Canadian overtures for a 
reciprocity treaty some years since Russia is another 
instance of the closing of a once important market for many 
of our goods which might have been kept open if a more 
conciliatory poliey had been pursued. . . . On March 1 of next 
year German)' will put in effect a new tariff schedule which 
will greatly handicap the manufacturers of this country in 
reaching Continental markets, as it embraces ingeniously devised 
reciprocity treaties which other countries which will put us 
to great disadvantage. Due notice has been given to us 
of this movement and the way has been left open for us to 
avoid the extreme tariff duties provided by the new. German 
schedule if we will avail ourselves of it. Instead of 
merely studying the figures of growth in our export trade and 
complacently concluding that they will continue to grow simply 
because they have grown, we should look at other con- 
ditions and so shape our relations which other coun 
tries that the pathway of our manufacturers be not 
impeded by artifical barriers.«
	        
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