Full text: Berliner Banken

Der Kassenbote 
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jungen Leute. Besonders bei den großen Privatfirmen 
gibt es Kassenboten, die, abgesehen von gelegentlichen 
Trinkgeldern, sich aus ca. 3000 Mark im Jahr stehen. 
Auch daß die Söhne der Kassenboten als Lehrlinge ins 
Geschäft eintreten, ist gar nichts Seltenes. Auf den Aktien 
banken macht sich natürlich auch in der Stellung der 
Kassenboten die Folge der Arbeitsteilung sehr bemerkbar. 
Das Heer der Boten ist hier in verschiedene Chargen 
eingeteilt. Sie unterstehen alle einem Botenmeister und 
gliedern sich untereinander dann wieder, je nachdem sie 
Außendienst verrichten oder die Dienerrollen im Kassen 
raum oder in den Empsangssalons zu spielen hadern 
Ein Heer von uniformierten Jungen, die man etwa mit 
Votenlehrlinge bezeichnen köirnte, versorgen den Melde 
dienst in den weitläufigen Bankräumen. 
Schon hier zeigt sich die eigentümliche Zwitterstellung 
des Bankboten, der einerseits niederster Subalternbeamter, 
anderseits aber selbst dann besondere Vertrauensperson 
ist, wenn er nicht mit der Geldtasche durch die Straßen 
eilt. Der Bote vom Dienst in den Direktionsräumen 
sieht dort eine ganze Menge Leute ein- und ausgehen, 
deren Besuch im Geschäftsinteresse der Bank absolut dis 
kret gehalten werden muß. Er hört bei der Anwesenheit 
in den Zimmern manche vertrauliche Äußerung und trägt 
oft genug Schriftstücke von einem Raun: zum andern, 
die wesentliche Geschäftsgeheimnisse enthalten. Durch 
kleine Privatdienste, die die oberen Persönlichkeiten der 
Bank gelegentlich von ihm in Anspruch nehmen, steht er 
der „Spitze" näher als alle anderen Sterblichen im Be 
iriebe. Viel mehr aber zeigt sich diese Zwitternatur in den 
Privatgeschäften. Hier hat sich ein Rest der Botenstellung 
aus alten Tagen selbst in den Millionenhäusern von 
Weltruf noch erhalten. Zm Privatbankgeschäst war der 
Kassenbote von jeher die ganz besondere Vertrauens-
	        
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