Full text: Nationale Bodenreform

D* d r itt e Lehre muß sein, daß die Bodenreformer 
aufhören müsssen, theoretisch Ansprüche zu erheben, 
die über das notwendige und durchführbare hinausgehen. 
Sie liefern damit nur ihren Gegnern Waffen, die gestützt 
auf solche Thesen, die Bodenreformer beschuldigen, das 
private Eigentum vernichten zu wollen, während sie es 
in Wirklichkeit schützen nud befestigen wollen. Wenn die 
Bodenreformer gegen solche Angriffe gewappnet sein 
wollen, so dürfen sie die Behauptung, daß 
„die Grundrente allein ein Produkt der Zusammenarbeit aller 
ist und daß es das Ziel der Bodenreform sei, die Grund- 
rente für die Gesamtheit zu gewinnen,“*) 
nicht länger aufrecht erhalten. 
Die Grundrente kann durch die natürlichen Bedin- 
gungen der Fruchtbarkeit und der Lage, durch das wachsen 
und den zunehmenden Wohlstand der Bevölkerung, durch 
politische, wirtschaftliche und rechtliche Verhältnisse und 
durch Kulturaufwendungen der Gesamtheit in hohem 
Maße beeinflußt werden. JIc<h habe aber gezeigt, daß 
daneben auch die Arbeit und das Kapital des einzelnen 
einen entscheidenden Einfluß ausüben können. 
Damit ist der Beweis geliefert, daß die Grundrente 
n i ch t immer auf Leistungen der Gesamtheit beruht und 
nicht von ihr allein erzeugt wird. Die Einziehung der 
Grundrente in voller Höhe würde nicht nur ein Unrecht 
gegen den einzelnen enthalten, der wesentlich zu ihrer Er- 
höhung beigetragen hat. Sie würde auch den Antrieb zu 
Verbesserungen lähmen und für die Gesamtheit nachteilig 
sein. Wir müssen den Anspruch, die Grundrente in voller 
Höhe für die Gesamtheit zurück zu gewinnen, aufgeben. 
Trotz des Protestes, den Henry George gegen ein Kompro- 
miß erhoben hat, müssen wir uns mit einem Anteil an der 
Grundrente und ihrem Zuwachs begnügen, der dem Ei- 
gentümer genügenden Spielraum zur Selbstbetätigung 
*) Vergl. S. 8324. 
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