Teil keinen nennenswerten Unterricht genossen hat, mit einem Lehrplan,
der mur 4 Schulstunden aufweist. Von einem ausgesprochenen Fach-
unterricht, wie ihn die moderne Berufsschule vorsieht, konnte bisher
nicht die Rede sein. Auch im Werkunterricht, den der Meister in der
Werkstatt zu geben hat, dürfte noch manches fehlen. Und trotzdem
müssen unsere Lehrlinge später mit den gesunden Gesellen, die in der
modernen Berufsschule ihre Ausbildung bekommen haben, in Wett-
bewerb treten und sich ihr Brot verdienen. Daraus ergibt sich für uns
die zwingende Notwendigkeit, uns ernstlich die Frage vorzulegen: Wie
passen wir unsere Fortbildungsschule den modernen Bestrebungen an,
und wie machen wir aus ihr eine Berufsschule im Sinne des Gesetzes?
Unser Ziel muß sein, die Anstaltsberufsschule so auszugestalten,
daß sie die behördliche Anerkennung bekommt. Daher werden auch
wir für unsere Anstalts-Berufsschule einen Gewerbelehrer haupt-
amtlich einstellen müssen. Der Lehrplan unserer Anstaltsberufssschule
muß sich eng anschließen an den gesetzlich vorgeschriebenen Lehrplan.
Wenn im Gesetz wenigstens 6 Wochenstunden vorgesehen sind, so
müssen wir noch darüber hinausgehen; denn unseren Lehrlingen tut
religiöse und Charakterbildung besonders not. Die Jugend in den
Jahren, die wir vor uns haben, tastet und sucht, ringt und kämpft.
Wir müssen ihre Führer sein und ihnen helfen, daß bei aller prak-
tischen Arbeit und allem theoretischen Wissen ihre Jugendsseele nicht
verloren geht.
Unsere Ansstaltsberufsschule muß eine Werkschule oder
Werkstättenschule im wahrsten Sinne sein. Werkstatt und
Schule, fast will es scheinen, als könnte das eine nicht sein, wo das
andere ist, und dennoch dürfen beide nur eins sein, Theorie und
Praxis müssen sich verschmelzen im Werkunterricht durch die Meister.
Gewerbelehrer und Meister müssen Hand in Hand arbeiten!
Die Ausbildung unserer Lehrlinge wird nur dann aallseitig
werden, wenn dem Lehrling wenigstens einige Kenntnis der modernen
Maschinen vermittelt wird. Wie kann der junge Geselle, der durch
die Anstaltsberufsschule gegangen ist, im modernen Großbetriebe
fertig werden, wenn er Maschinen nicht kennt, die heute der Hand-
werksarbeit in seinem Berufe dienstbar gemacht sind.
Über die Fortschritte unserer Lehrlinge können uns theoretische
und praktische Lehrlingszwischenprüfungen, die alljährlich stattfinden,
Aufschluß geben. Ihr Wert ist nach unserer praktischen Erfahrung
nicht zu unterschätzen, und finanzielle Kosten und Mühe und Arbeit,
die sie mit sich bringen, werden reichlich belohnt. Wollte doch stets bei
diesen Prüfungen das Moment des Mitleids außer acht bleiben! Der-
jenige Prüfungsmeister, der in den Lehrlingszwischenprüfungen sich
vom Mitleid leiten läßt, erweist unseren Schutzbefohlenen einen gar
schlechten Dienst!
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