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Äußerst wichtig ist auch die Prophylaxe d. h. die Verhütung der
Erkrankung. In vielen Fällen gelingt es, die Quelle der Erkrankung
festzustellen, d. h. irgendeinen hustenden Hausangehörigen mit offener
Lungentuberkulose. Hier kann nur Aufklärung helfen. Ferner wissen
wir, daß wohl bei jedem Menschen Tuberkulosebazillen nachweisbar
sind, daß aber nur bei geschwächtem Körper sie zur Entwicklung ge-
langen. Es ist also nötig, auf jede Art die schwächlichen Kinder gegen
die Infektion zu schützen. Wohnungshygiene, Sauberkeit, Volksbäder,
Schuluntersuchung, Waldschulen, Kuren im Solbad, an der See, im
Gebirge spielen dabei die Hauptrolle.
3. Rachitis oder englische Krankheit.
Dies ist eine Erkrankung des frühen Kindesalters und fällt mit
der Zeit des rapiden Wachstums des Skeletts in den ersten beiden
Lebensjahren zusammen. Das Wesen der Erkrankung steht in man-
Jelnder Kalksalzablagerung in dem wachsenden Knochen, so daß dieser
weich wird und sich bei Belastung verbiegt. Dabei tritt eine charakteri-
stische Anschwellung der Wachstumszone der Knochen an den Gelen-
ken ein (im Volksmund: doppelte Glieder, an den Rippen: rachitischer
Rosenkranz). Die Erkrankung entsteht durch mangelhafte Pflege, so
besonders durch schlechte Wohnverhältnisse. Unsauberkeit, Mangel an
Licht, Luft, Sonne und durch fehlerhafte Ernährung (Flaschentkinder),
inseitige Ernährung mit Brot, Hülsenfrüchten, Kartoffeln oder ein-
seitige Milchernährung nach dem Alter von K~1 Jahr, in dem der
kindliche Körper bereits andere Stoffe zum Aufbau braucht, sind die
Ursachen der Rachitis. Häufig sehen wir sie auch förmlich rapid nach
schweren Verdauungsstörungen und Infektionskrankheiten entstehen.
Klinisch zeigt sich die Erkrankung in allen Abstufungen, von den leich-
esten Verbiegungen der unteren Gliedmaßen an, leichtestem X- oder
D-Bein, bis zu einer solchen Weichheit der Knochen, daß es zu spon-
tanen Brüchen kommt. Der Schädel ist dabei groß und unförmlich
[rach. Wasssserkopf), der Leib aufgetrieben und dick (Hängebauch). Bei
fortschreitendem Alter zeigt auch die Rachitis Neigung zu spontaner
Heilung. So sehen wir nicht selten, daß sich gerade die rachitischen
Beine von sselbst wieder gerade biegen. Wir müssen daher in allen
frischen Fällen diese natürliche Heilungstendenz zu unterstützen
suchen. Dies tun wir vornehmlich dadurch, daß wir die Patienten in
Jesunde äußere Verhältnisse bringen und eine zweckentsprechende
grtirachitische Diät verordnen. Letztere besteht im wesentlichen in
êrabreichung einer gemischten Kost mit Bevorzugung von frischen
srünen Gemüsen. Auch reifes Obst, Tomaten, Bananen und Apfel-
sren werden zweckmäßig gegeben. Kartoffeln dagegen sollen nur als
cartoffelbre: (mit Milch und Fett bereitet) verabfolgt werden. Von
älters her haben sich Salz- und Solbäder als sehr heilkräftig erwiesen.
M besten schickt man die schweren Fälle in die Sol- oder Seebäder.