Full text: Die Bedeutung des Dawesplanes

Vorbemerkung 
Die nachfolgende Rede über das Wesen des Dawes-Plans ist von dem 
Generalagenten für Reparationszahlungen, Mr. S. Parker Gilbert, während 
seines letzten Aufenthaltes in den Vereinigten Staaten von Amerika am 12. Ja- 
nuar 1926 vor dem Council on Foreign Relations in Neuyork gehalten wor- 
den. Sie ist bislang in deutscher Sprache nicht veröffentlicht. Die Heraus- 
gabe ihrer Übersetzung erschien aus mehreren Gründen angebracht: Sie gibt 
einen guten Überblick über die Vorgeschichte des Sachverständigengut- 
achtens und seinen wesentlichen Inhalt. Sie zeigt klar und deutlich, von wel- 
cher Absicht die Verfasser des Sachverständigengutachtens ausgegangen sind 
und von welcher Absicht der Generalagent für Reparationszahlungen sich 
bei der Ausführung des Planes leiten läßt: Die größtmögliche Summe von 
Reparationszahlungen in die alliierten Gläubigerländer zu übertragen, die 
ohne Gefährdung der deutschen Währung übertragen werden kann. 
Besonders wichtig vom deutschen Standpunkte ist die wiederholte Er- 
klärung, daß unter allen Umständen eine Gefährdung der deutschen Wih- 
rung bei der Ausführung der Londoner Vereinbarungen vermieden werden 
soll. Nicht erwähnt ist die andere Voraussetzung für die Durchführung des 
Planes, die in dem Sachverständigengutachten mit folgenden Worten aus- 
gesprochen ist: „Das Komitee zweifelt nicht, daß es dem deutschen Volke 
möglich ist, eine Belastung zu tragen, wie sie der Plan ihm auferlegt, ohne 
daß seine Lebenshaltung unter den Stand herabzusinken braucht, der sich 
mit dem der alliierten Länder und ihrer europäischen Nachbarn vergleichen 
Jäßt, die ebenfalls schwere Lasten zu tragen haben, die in hohem Grade auf 
die Kriegskatastrophe zurückzuführen sind.“ 
Sodann ist die weitere Erklärung des Generalagenten von besonderer 
Bedeutung, daß über die künftigen Wirkungen der Ausführung des Sach- 
verständigenplans, insbesondere über die Höhe der ohne Gefährdung der 
deutschen Währung zu übertragenden Summen, zur Zeit nichts Bestimmtes 
ausgemacht werden könne, weil dies von einer Vielzahl von Umständen ab- 
hinge, die sich zum Teil jeder Beeinflussung durch das Übertragungskomitee 
oder die deutsche Wirtschaft überhaupt entziehen. Auch er ist in voller Über- 
einstimmung mit den Erklärungen der Sachverständigen davon überzeugt, 
daß „der Plan keine Lösung der gesamten Reparationsfrage versucht, aber 
eine endgültige und umfassende Regelung aller Reparationsprobleme und 
der damit zusammenhängenden Fragen erleichtert, sobald die Umstinde dies 
ermöglichen“, 
Dr. Friedrich Raab
	        
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