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wieder Regulierung der Preise nach unten, als ob der Staat die Menschen
zwingen könnte, unterhalb der Selbstkosten zu produzieren. Nur wenn mehr
gearbeitet, mehr produziert wird und wenn die Produktion durch Rationali-
sierung der Arbeit verbilligt wird, können die Warenpreisse sinken und nur
durch diese Mittel kann auch die Produktion wieder einträglicher gemacht
werden. Staatshilfe brauchen wir bei einer Rationalisierung des Steuer-
wesens, des Kreditwesens, des Verkehrswesens, der Verwaltungsmaschine
und Ähnlichem. Aber auch hier müssen doch erst die Menschen da sein,
welche diese Rationalisierung durchführen und die widerstrebenden Elemente
zwingen können. Darum gilt es heute in erster Linie, daß sich jeder
Stand und jeder Staatsbürger durch Mehrleistung selbst zu helfen sucht.
Wie das aber anzufangen ist, darüber wollen wir uns jetzt weiter unterhalten.
Die Frage, ob die deutschen Landwirte auch unter den außerordentlich
schwierigen Geldverhältnissen, den hohen Preisen für die wichtigsten
Produktionsmittel den Betrieb aufrecht erhalten können, oder gar noch in
der Lage sind, die Produktion zu steigern, ist ja viel ventiliert worden.
Klar ist, daß viele Landwirte dazu nicht mehr in der Lage sind, weil ihre
Wechselschulden viel zu groß geworden sind. Die Zahl der Notverkäufe der Pacht-
zessionen und der Zwangsverkäufe mehren sich daher heute in der Landwitschaft
fast so schlimm wie in der Industrie und es ist zu befürchten, daß bis zur
neuen Ernte noch manche Existenz zusammenbrechen wird. Das muß für die
anderen Landwirte ein Menetekel sein, alle Kräfte anzuspannen, um dem
gleichen Schicksale zu entgehen. Obenan steht dabei eine richtige Erkenntnis
der heute gegenüber früher völlig verschobenen Produktionsbedingungen. Alles,
was noch einigermaßen im Preise steht, muß bei der Produktion bevorzugt,
forziert werden, und alle Produktionsmittel, die im Verhältnis zu den
Produktionspreisen sehr verteuert sind, müssen bei der Produktion sparsamste
Verwendung finden. Am günstigsten aber liegen diese Preisspannungen
heute bei der Milchproduktion. Einmal stehen Milch und Molkereiprodukte
troß niedrigen Zollschuzes relativ hoch im Preise, im Verhältnis dazu
aber sind die Kraftfuttermittel und auch die Kunstdüngemittel für Wiesen
und Weiden billig, erheblich billiger als vor dem Kriege. Besonders aber
beansprucht die Milchproduktion relativ wenig Arbeit oder kann doch auf
geringen Arbeitsbedarf umgestellt werden, so daß die gestiegenen Löhne hier
wenig in die Wege fallen.
Darum gilt es die Milchproduktion mit allen Mitteln zu fördern.
Das Wichtigste dabei ist heute aber die Ausmerzung aller schlechten Milch-
tiere und Ersatz derselben durch gute. Dieser Umtausch ist noch nie so
billig gewesen wie heute, denn vorzügliches Zuchtvieh ist heute im Osten
zu ungewöhnlich niedrigen Preisen zu haben. Eine alte holsteinsche Bauern-
regel besagt, daß man für eine junge Milchkuh mindestens soviel bezahlen
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