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Die Ki reise haben sich also seit 1913 ungefähr verdreifacht. Die Getreide-
.gif. stehen heute unter den Preisen ven 1913. Vor dem Kriege
ostete 1 Pfund Eier nur etwa halb so viel wie 1 Pfund knochenfreies
Rindfleisch im Fleischerladen kostete. Heute ist der Preis der Eier höher
als der des Rindfleisches. Früher tat man, wenn man Körner verfüttern
wollte, daher besser, diese dem Großvieh zu geben, weil man sie dort ~
abgesehen von dem Winternotfutter für die hauswirtschaftliche Geflügel-
haltung — viel höher verwertete; heute kann man die Geflügelhaltung
durch Körnerzugaben viel weiter ausdehnen. Nach dem verdienten Förderer
der deutschen Geflügelzucht, Herrn Professor Düringen in Berlin, hatten
wir am 1. Dezember 1900 bei der ersten Geflügelzählung Deutschlands
64,5 Millionen Stück Geflügel (wovon 55,3 Millionen auf Hühner entfielen)
im Gesamtwert von 143,3 Millionen Mark. 1912 waren es 82,7 Millionen
Stück (davon 72,8 Millionen Hühner), welche 41/, Milliarden Eier brachten.
Trotzdem aber betrug der Eierimport aus dem Auslande noch 3,3 Milliarden
Stück. 1913/14 wurden in Deutschland an Eiern, Eigelb, Geflügel und
Federn zusammen für ca. 260 Millionen Mark importiert. Nach den
steigenden Importziffern der Neuzeit sind wir auf dem besten Wege, diese
ungeheure Importziffer bald wieder zu erreichen. Dem muß mit allen
Kräften entgegengearbeitet werden, und kann entgegengearbeitet werden,
zum Wohle des deutschen Bauernstandes, in dessen Händen ja weitaus in
erster Linie die Geflügelzucht liegt. Namentlich der Eierverkauf muß nach
dänischem Muster überall organisiert werden und kann das relativ leicht,
wie die großen Erfolge, die Herr Ok.-Rat Zollikof er in Hannover dabei
erzielt hat, ohne weiteres beweisen. In Dänemark, das auf der gleichen
landwirtschaftlich genutzten Fläche fast dreimal so viel Geflügel hat, wie
Deutschland, sind die ersten Eierverkaufsgenossenschaften im Jahre 1875
gegründet worden; 1894 wurden diese Genossenschaften in einer großen
Zentralgenossenschaft zusammengefaßt, welche 1894 bereits 364 Vereine mit
18 000, 1919 aber 500 Vereine mit rund 50 000 Mitgliedern umfaßte.
Außerdem waren noch 15 000 Geflügelhaltungen den Butterverpackungs-
genossenschaften angegliedert, die sich auch mit Eierversand befassen, ebenso
8000 Mitglieder den Schweineschlachtgenossenschaften, die das gleiche tun.
Im Jahre 1917 hatten diese und andere Genossenschaften, die sich mit dem
Eierhandel befassen, bereits 70 000 Mitglieder. Musterhühnereien und Ge-
flügelinstruktoren sorgen dabei besonders für weitere Fortschritte in der
Geflügelzucht.
Die Ausdehnung der Geflügelhaltung kann in den meisten deutschen
Betrieben viel leichter erfolgen als die irgend eines anderen Nutviehzweiges,
weil der Bedarf an Stallraum gering ist. Auch der Produktion und dem
Sammeln von Geflügelfedern muß erhöhte Aufmerksamkeit zugewandt werden.
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