} Vorwort zur russischen Ausgabe
Das dieäu ßere „Geschichte‘ dieser Arbeit. Was das Wesen
der Sache betrifft, so läßt sich darüber folgendes sagen:
Bis jetzt kannte man im marxistischen Lager hauptsächlich
zwei Arten der Kritik der neuesten bürgerlichen Volkswirtschafts-
lehre: entweder war es eine ausschließlich soziologische Kritik
oder eine ausschließlich methodologische. Man stellte z. B. fest,
daß das betreffende theoretische System mit einer bestimmten Klas-
senpsychologie verwandt ist, und damit war die Sache erledigt.
Oder aber man wies darauf hin, daß gewisse methodologische
Grundlagen, das Herantreten an das Problem unrichtig sei, und
hielt es deshalb für überflüssig, eine ausführliche Kritik der
„inneren“ Seite des Systems zu geben.
Gewiß, wenn man davon ausgeht, daß nur die Klassentheorie des
Proletariats objektiv richtig sein kann, so genügt, streng genom-
men, schon die Aufdeckung des bourgeoisen Charakters der be-
treffenden Theorie allein, um diese Theorie abzulehnen. Im
Grunde genommen ist es auch so, denn der Marxismus bean-
sprucht Allgemeingültigkeit eben gerade deshalb, weil er der theo-
retische Ausdruck der fortschrittlichsten Klasse ist, deren „An-
sprüche‘ auf Erkenntnis viel kühner sind, als die konservative
und infolgedessen auch beschränkte Denkweise der herrschenden
Klassen der kapitalistischen Gesellschaft es ist. Trotzdem ist es
klar, daß man diese Richtigkeit gerade im Kampfe der Ideologien
untereinander beweisen muß, und zwar durch die logische Kritik
der uns feindlichen Theorien. Und so entbindet uns die Sozio-
logische Charakteristik einer Theorie keineswegs von der Pflicht,
den Kampf gegen sie auch auf dem Boden der reinen logischen
Kritik zu führen.
Dasselbe gilt auch für die Kritik der Methode. Sicherlich wirft
die Feststellung, daß der Ausgangspunkt der methodologischen
Grundlagen falsch ist, das ganze theoretische Gebäude über den
Haufen. Indes fordert der Kampf der Ideologien, daß man die
Unrichtigkeit der Methode an den falschen Teilschlußfolgerungen
des Systems nachweist, und zwar kann man entweder auf die
inneren Widersprüche des gesamten Systems hinweisen oder auf
seine Unvollständigkeit, auf seine organische Unfähigkeit, eine
Reihe für die betreffende Disziplin wichtiger Erscheinungen zu
erfassen und zu erklären.
Daraus folgt, daß der Marxismus eine ausführ liche
Kritik der neuesten Theorien geben muß, die sowohl die sozio-
logische als auch die methodologische Kritik mit einschließt,
gleichzeitig aber auch eine Kritik des ganzen Systems bis in alle
seine Verästelungen ist. So hat auch Marx das Problem gegenüber