Full text: Die Ukraine und der Krieg

Rußland nicht allein die Krim, sondern auch Bessarabien, Cherson 
und Taurien entreißen muß.“ 
Nun, die Zeit dafür war noch nicht gekommen und Bis- 
marck war für sie noch nicht zu haben. 
Am Ende seiner ruhmvollen Laufbahn stand er ihr jedoch 
ganz anders gegenüber. Schon |I879 schrieb er an den Rönig 
von Bayern, daß er sich „der Überzeugung nicht erwehren 
könne, daß der Friede durch Rußland, und zwar nur durch 
Rußland bedroht sei.“. In der aus Anlaß des russischen 
Vorgehens wider Bulgarien gehaltenen Reichstagsrede (vom 
6. Februar 1888) sprach er seine Überzeugung sogar dahin aus, 
„daß selbst ein vollständiges Indienstsiellen unserer Politik 
in die russische uns nicht davor schütztt, gegen unsern Willen 
und gegen unser Bestreben mit Rußland in Streit zu geraten“. 
Man wird kaum fehlgehen mit der Annahme, daß die kurz 
vorher erschienenen Artikel v. Hartmanns (Gegenwart, [887, 
XII, 1888, 1) über Rußlands Schwächung von Bismarck ver- 
anlaßt waren. In diesen hieß es u. a., es „würde die Selbst- 
erhaltungspflicht Deutschland und Österreich zu dem Besstre- 
ben nötigen, ihre etwaigen Siege und die zeitweilige Zerrüttung 
des Angreifers zu einer dauernden Verminderung seiner Offen- 
sivkraft durch b ed eut end e Gebiets a b tr etung en zu be- 
nutzen‘’. Neben der Abtrennung der andern Fremdvölker wurde 
die Errichtung eines „Königreichs Kiew“ vorgesehen, das sehr 
wohl die Grundlagen zu politischer Selbständigkeit besitze. 
Bismarck wendete sich nun also ganz deutlich gegen die Welt- 
herrschaftsgelüste Rußlands, und man kann sicher sein, daß 
er, falls ihm die Beseitigung der RKriegsgefahr (durch Aus- 
schließung der russischen Papiere an den Börsen usw.) nicht 
anderweitig geglückt wäre, die vorerwähnte gründliche Schwä- 
chung Rußlands sich als RKriegsziel gesteckt hätte. 
Doch noch kam es nicht zum Kriege mit Rußland. 
I etzt ist aber unsere Zeit get o mm en, und wir 
leisten der Aufforderung des preußischen Kanzlers Grafen Hertzberg 
Folge: „W enn es zum Kriege kommt, ist es Sache 
der Ukrainer, das Notwendige zu tun, um Jie 
preußische Hilfe. zu erlangen. 
Wir treten an den deutschen Kaiser, die deut- 
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