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taten auf Kaiser Wilhelm I. erlassen wurde, waren nicht
nur die Selbssthilfebestrebungen der Arbeiter auf politi-
schem, sondern auch auf gewertschaftlichem, genossenschaft-
lichem und kassenmäßigem Gebiet lahmgelegt. Wollte man
aber auf dem Gebiete der sozialen Bewegung nicht bloß
unterdrückend, sondern auch fördernd und aufbauend wir-
ken, so kamen nur st a at l i < e Schutz- und Sicherungs-
maßnahmen in Betracht. Ihren tiefgreifenden progamma-
tischen Ausdruck fand diese Stimmung in der berühmten
Kaiserlichen Botschaft vom 17. November 1881, dem Pro-
gramm der deutschen Sozialversicherung. Hinter ihr stand
Fürst Bismarck, der Kanzler des neuen Reichs. Ihn leitete
dabei nicht zulezt auch die Idee, die Arbeiter mit dem
Staat zu versöhnen, das neugeschaffene Reich in den Herzen
der Menschen zu verankern und mit ihren nächstliegenden
Interessen in unlösliche Verbindung zu bringen. Den
Ankündigungen der Kaiserlichen Botschaft sollten bald
Taten folgen.
Schon im Frühjahr 1881 war dem Reichstag eine Un-
fallversicherungsvorlage zugegangen, die als Versicherungs-
träger eine zentrale Reichsanstalt und einen Reichszuschuß
zu den Lasten der Versicherung vorsah. Sie scheiterte
daran, daß die Reichstagsmehrheit die Reichsanstalt durch
Landesversicherungsanstalten ersezen wollte und den
Reichszuschuß strich, was die Reichsregierung jedoch ab-
lehnte. Nicht besser ging es einem zweiten Entwurf im
Jahre 1882, der wohl die zentrale Reichsanstalt durch
berufsgenossenschaftlice Zusammenfassung der Unter-
nehmer gleicher Berufsgattung erseßen wollte, aber am
Reichszuschuß festhielt. Erst ein dritter Entwurf, der auch
den Reichszuschuß fallen ließ, kam 1884 zum Ziel. Für ihn
stimmten außer Zentrum und Konservativen auch die
Nationalliberalen, um die Politik des Kanzlers zu stützen.
Freisinnige und Sozialdemokraten lehnten den Entwurf
ab. Mit der gleichen parlamentarischen Mehrheit war in-
des schon im Jahr zuvor, 1883, ein Entwurf eines Kranken-
versicherungsgessezes angenommen worden, der vom
Reichszuschuß von vornherein absah und als Versiche-
rungsträger in weitem Maß bereits bestehende Einrich-
tungen heranzog. Die nächsten Jahre ~ 1885 bis 1887 —
galten dann der Ausdehnung der Unfallversicherungs-
gesegebung, die zunächst auf Gewerbebetriebe beschränkt