Sl: Wesen der Wirtschaft.
Bedürfnissen und Mitteln der Bedürfnisbefriedigung herbeizuführen.
Das wirtschaftliche _Handeln soll nur helfen, diese Übereinstimmung in
orteilhaftester Weise durchzuführen. Aber vorteilhaft oder nicht sie
muß immer irgendwie zustande kommen.
Eine Wissenschaft, die das wirkliche Wirtschaftsleben=zu ihrem
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egenstand macht, muß dieses Leben in seinem Ganzen umfassen, es so
je es tatsächlich hervortritt, zu beschreiben und zu erklären suchen.
ollte man nur das „vernünftige wirtschaftliche Handeln‘ in Betracht
ziehen, würde es schwer fallen, die Grenze zu bestimmen. Die strenge
Durchführung eines solchen Standpunkts würde lediglich eine Abstrak-
ion ohne viel Ähnlichkeit mit der Wirklichkeit übrig lassen. Bei der
Begrenzung ihres Gegenstandes hat also die Wirtschaftswissenschaft
nicht auf die Wirtschaftlichkeit oder Unwirtschaftlichkeit der mensch-
ichen Handlungen zu sehen. Wohl aber fällt die Beurteilung der Wirt-
schaftlichkeit einer Tätigkeit innerhalb des Gebiets der Wirtschafts-
issenschaft. Von diesem Gesichtspunkt, aber auch nur von diesem,
hat die Wirtschaftswissenschaft das menschliche Handeln zu prüfen.
Im übrigen soll die Wirtschaftswissenschaft vermeiden, eine Beurteilung
des menschlichen Handelns vom sittlichen oder irgendeinem anderen
tandpunkt auf sich zu nehmen. Ganz besonders_hat sie die Bedürf-
isse mit ihren verschiedenen Intensitäten, so wie sie im wirklichen Leben
hervortreten, einfach als gegeben zu betrachten. =
Wie schon hervorgehoben, erfordert das Zusammenwirken der Men-
chen zur gemeinsamen Bedürfnisbefriedigung eine gewisse Organi-
ation. Die Art dieser Organisation hat einen sehr großen Einfluß auf
ine Menge wirtschaftlicher Erscheinungen. Gewisse wirtschaftliche
orgänge sind von der Organisationsform des wirtschaftlichen Lebens
ollständig bedingt, andere wieder sind in ihrem Kern von der je-
eiligen Organisation der Wirtschaft unabhängig, wenn sie auch in
ihrer äußeren Form von dieser beeinflußt werden. Es ist für die Wirt-
chaftswissenschaft von Bedeutung, solche Vorgänge, die für jede Wirt-
schaft wesentlich sind, als solche zu charakterisieren und auch sonst
die etwa vorhandene relative Unabhängigkeit der wirtschaftlichen Er-
cheinungen von den wirtschaftlichen Organisationsformen hervorzu-
heben. Wo dies versäumt wird, stellt sich leicht die Auffassung ein,
die wirtschaftlichen Tatsachen wären lediglich von der zufälligen Orga-
isation der Wirtschaft bedingt, besäßen an sich keine innere Not-
endigkeit. Daß für eine solche Auffassung eben die wichtigsten
esentlichkeiten des Wirtschaftslebens verloren gehen müssen, ist
Selbstverständlich und auch wahrlich zur Genüge von der Erfahrung
bestätigt. Gegenüber der großen Leichtfertigkeit, die die populäre
Auffassung und leider auch die politische Diskussion in wirtschaftlichen
Fragen charakterisiert, ist es die „zentrale Aufgab der Wissenschaft,
die wirtschaftlichen Notwendigkeiten zu ram und die Ab-