Full text: Theoretische Sozialökonomie

Sa Kap. IX. Analyse des Geldwesens usw. 
materielle Zahlungsmittel in unrichtiger Weise in den Vordergrund 
gestellt werden. Man hat sich gefragt, welche charakteristischen Eigen- 
schaften erforderlich sind, wenn ein Ding als Geld in diesem materiellen 
Sinn bezeichnet werden soll. Es ist jedoch allmählich klar geworden, 
daß der Begriff des Geldes nicht durch Eigenschaften irgendeines 
Dinges, sondern durch die wesentlichen Funktionen des Geldes bestimmt 
werden: muß. Die Konsequenz dieser, Auffassung ist aber, daß die 
Analyse direkt auf die wesentlichen Geldfunktionen gerichtet werden 
muß. Die Zusammenfassung der Einrichtungen, durch welche diese 
Funktionen erfüllt werden, muß dann als das Geldwesen bezeichnet 
werden. Die Frage, was als materielles Geld gelten soll, bekommt dann 
erst in zweiter Linie Interesse. Sie kann im allgemeinsten Sinne dahin 
beantwortet werden, daß jedes allgemeine Zahlungsmittel, das an sich 
als solches anerkannt wird, ‚,Geld‘“ ist. Offenbar ist aber, daß der Geld- 
charakter eines solchen Geldes desto stärker hervortritt, je ausschließ- 
licher es als Geld verwendet wird, oder verwendet werden kann, also 
je mehr sich das ‚Geld‘ von der „Ware‘‘ loslöst. 
Für die theoretische Ökonomie hat unsere Analyse des Geldwesens 
eine besondere Bedeutung: Wie die Preisrechnung eine primäre prak- 
tische Notwendigkeit für jede Tauschwirtschaft ist, so muß auch die 
grundlegende Behandlung der Theorie der Tauschwirtschaft auf die 
Voraussetzung einer Preisrechnung bauen. Es ist in den beiden ersten 
Büchern des vorliegenden Werkes gezeigt worden, daß eine solche Theorie 
als eine Theorie der Preisbildung durchgeführt werden kann, ohne 
daß dabei besondere Rücksicht auf die Rolle der etwa vorhandenen 
Zahlungsmittel genommen zu werden braucht. Die Analyse der Ent- 
stehung des Geldwesens zeigt, daß diese Rolle eine von der Rolle der 
Preisskala begrifflich getrennte ist. Es ist dann für die theoretische Be- 
handlung natürlich, die Rolle der Zahlungsmittel und besonders ihre 
Bedeutung für die Preisskala zum Gegenstand einer Spezialunter- 
suchung zu machen. Damit ist die Aufgabe unseres dritten Buches’an- 
gegeben. 
$ 41. Die Münzprägung und ihre Bedeutung. 
Wenn sich einmal der Gebrauch von Metallen als Zahlungsmittel 
eingebürgert hat, muß die Entwicklung notwendig zur Schaffung von 
Münzen führen. Diese Entwicklung wird von zwei wichtigen Fort- 
schritten bestimmt. Einmal hat man schon sehr früh, sogar vor der 
Erfindung des Wiegens, um die Zahlung zu erleichtern, die Metalle in 
gleich großen, den Rechnungseinheiten oder Teilen oder Multipeln der- 
selben‘ entsprechenden, Stücken hergestellt. Anderseits hat man’ das 
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