Resolution. 175
nicht frei sein kann, wenn sie an der Unterdrückung anderer Nationen beteiligt ist. Sie
hat als Klasse kein Interesse am Weiterbestehen der imperialistischen Unterdrückung und
Ausbeutung. Indem sie in ihren Heimatländern ihre eigene politische Herrschaft, den
Sturz des herrschenden Kapitalismus und die Errichtung wirklicher Regierungen des arbei-
tenden Volkes anstrebt, bekämpft sie alle Profitinteressen der Kapitalisten. Der fort-
geschrittene Teil der Arbeiterklasse der imperialistischen Länder hat die ihr künstlich ein-
geimpften Rassenvorurteile, wie die Verachtung der Farbigen usw., längst abgestreift und
erzieht die ganze Arbeiterschaft in diesem Sinne.
Die Arbeiterschaft der imperialistischen Länder und der Sowjet-Uniongebiete, wo sie
bereits die Herrschaft erlangt hat, lieferte bereits wiederholt Beispiele ihrer Solidarität
mit den kämpfenden und unterdrückten Nationen. Sie fühlt sich mit der Arbeiterschaft
und den armen Bauernmassen der unterdrückten Länder durch die stärksten Bande der
Klassensolidarität verbunden. Darüber hinaus muß sie aber mit allen gegen den Imperialis-
mus kämpfenden Schichten der unterdrückten Nationen ein ehrliches und aufrichtiges
Kampfbündnis gegen den gemeinsamen Feind eingehen.
Das Kampfbündnis der Arbeiter der imperialistischen und industriell hochentwickelten
Länder mit der imperialistenfeindlichen nationalrevolutionären Front der unterdrückten
Völker legt beiden Seiten eindeutige Pflichten auf, deren Nichterfüllung bei der Arbeiter-
schaft der herrschenden Nationen sowohl, wie auch bei den Massen der unterdrückten
Nationen zur Schwächung des Bündnisses, zur Stärkung des Feindes, zum ‘Entstehen eines
gegenseitigen Mißtrauens führen kann. Pflicht der Arbeiterklasse der beherrschenden
Nationen, ihrer politischen, gewerkschaftlichen und kulturellen Organisationen ist es, unab-
lässig und energisch in Wort, Schrift und Tat für die Verwirklichung derjenigen For-
derungen einzutreten, die von den nationalrevolutionären Freiheitsbewegungen formuliert
und hochgehalten werden. Als Mittel zur Verwirklichung dieser Forderungen müssen die
Organisationen der Arbeiterklasse alle Waffen des politischen und wirtschaftlichen Kampfes
anwenden. Sie müssen in ihrer Aufklärungsarbeit die irrige Auffassung bekämpfen,
daß die Arbeiterschaft oder ein Teil von ihr ein Interesse an der Unterdrückung und Aus-
beutung der einen Nation durch die andere hätte. Sie müssen immer wieder betonen, daß die
schonungslose Ausbeutung der unterdrückten Völker nur einer minimal geringen Schicht von
Kapitalisten zum Nutzen gereicht, die Kosten des zur Unterdrückung nötigen Militarismus
aber die werktätigen Massen, Arbeiter, Bauern, Handwerker und Kleinbürger in Form hoher
Steuern zu tragen haben. Sie müssen gegenüber der schönfärberischen Verbrämung der
imperialistischen Politiker und ihrer Soldschreiber, hinter der heuchlerischen Maske der
Menschenliebe, des Pazifismus, der Zivilisationsverbreitung, der kulturellen Wende usw.
die nackten Tatsachen der kolonialen und halbkolonialen Unterdrückung aufzeigen. Sie
dürfen sich nicht durch imperialistische Phrasen irre machen lassen, einzelne rückständige
Völker seien für eine Selbständigkeit noch nicht „reif‘. Ob in der Opposition, an der Re-
gierunng beteiligt, oder an der Macht, muß die Arbeiterklasse und ihre einzelnen Organi-
sationen jede Form und Verkleidung des Imperialismus entlarven und bekämpfen, sich
überhaupt in der Presse, im Parlament und außerhalb des Parlaments jeder Regierung ent-
gegenstellen, die der vollen Unabhängigkeit der unterdrückten Völker im Wege ist.
Neben dem ständigen Kampf für die Forderungen der unterdrückten Nationen müssen
die Organisationen der Arbeiterklasse der beherrschenden Nationen im Falle akuter Kämpfe
zwischen dem Imperialismus und den unterdrückten Völkern zu direkten Kampfmaßnahmen,
zur Unterstützung der im Kampf stehenden unterdrückten Völker, zu Demonstrationen.
Boykottbewegungen, Streiks, und jedem anderen, tauglichen Mittel greifen. Länderweise und
durch internationale Zusammenarbeit muß die Arbeiterschaft der beherrschenden Nationen
die Entsendung von Kriegsmaterial, Kriegsschiffen, Munition, Waffen und Truppen gegen
die unterdrückte Nation verhindern. Dazu steht der Arbeiterklasse die Waffe des Streiks,
insbesondere des Transportarbeiterstreiks, der Transportsperre, der Verweigerung der Mu-
nition- und Waffenproduktion, der Streik der Bergarbeiter und der Generalstreik zur Ver-
fügung. Unter den Arbeiter- und Bauernsöhnen der imperialistischen Truppen muß die
Arbeiterklasse aller Länder regste Aufklärungsarbeit über die Gemeinsamkeit der Interessen
dieser Arbeiter- und Bauernsöhne im Waffenrock mit den Interessen der Massen unter-
drückter Nationen entfalten, um die mißbräuchliche Verwendung dieser Truppen zur Unter-
drückung der kolonialen und halbkolonialen Völker zu verhindern.