Full text: Grenzen in ihrer geographischen und politischen Bedeutung

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VERHÄLTNIS VON NATUR- UND GEISTESWELT 
ZUR BIOLOGISCH RICHTIGEN GRENZE. 
VON DER UNFÄHIGKEIT DER REINEN GEISTESWISSENSCHAFTEN 
(Theologie, Jurisprudenz, bodenentwurzelte oder bodenscheue 
Staatswissenschaften) biologisch richtige, d. h. einigermaßen auf 
Jahrhunderte haltbare (säkulare, stabile) und umformungs- 
fähige (evolutionäre) statt biologisch falsche, labile und deshalb 
unvermeidlich Kriege und Umstürze erzeugende Grenzen zu 
schaffen, zeugt das bisherige Schicksal der Erde, Europas im 
besonderen: denn deren Vertreter waren es, die bisher die maß- 
gebende Stimme bei ihrer Festsetzung hatten. 
G. E. G. Catlin (zo5) untersucht, ob die Gesellschaftswissen- 
schaften in ihrer Auswirkung notwendig dauernd hinter den 
Naturwissenschaften zurückbleiben müssen. Die Tatsache stellt 
er nicht in Frage. Wo bleibt der „Staat Gottes“ und sein Friede, 
wo bleibt der „Ewige Friede“, wo die „Freiheit der Meere“, 
wo die von der Volkswirtschaft noch 1914 so fest behauptete 
Unmöglichkeit eines jahrelangen Krieges? Wo bleiben in der 
Praxis der Abgrenzung der ums Dasein ringenden Lebensformen 
an der Oberfläche der Erde alle die stolzen, erhabenen und 
dunklen Worte, mit denen die Geisteswissenschaften in den 
Kampfpausen sich brüsten und die sich verflüchtigen, sobald 
der Kampf wieder zu toben beginnt? Civitas dei, Pax aeterna, 
liberum mare, jus gentium ... 
Nüchterner, aber redlicher vom Boden her bauend, nicht 
mit Nebelgebilden in Wolken sich verlierend, solange der Bau- 
grund noch nicht geebnet ist, steht die Naturwissenschaft zum 
Problem der Grenze. Sie fordert Synthese nach so viel Analyse, 
nach so viel Zweifel, und stellt dem „Ignorabimus“ der einen 
die Daseinskampf- Auslese des andern entgegen, der, von
	        
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