Full text: Finanzwissenschaft

VII. Abschnitt. Reduktion, Konversion und Tilgung der Staatsschulden. 633 
Staates, der als Käufer von Munition, Lebensmitteln usw. auftritt. 
Gesteigert wird die Konsumtion durch die gesteigerte Zahlungs- 
fähigkeit der Kriegsgewinnler usw. Wohl stehen diesen Momenten 
— wie oben bemerkt — auch solche gegenüber, die eine Minderung 
der Konsumtion hervorriefen, die aber das Resultat obiger Faktoren 
kaum aufhoben. 
Wenn uns obige Betrachtungen einige unmittelbare Wirkungen 
der Kriegsanlehenpolitik auf die Volkswirtschaft zeigten, so ist 
deren bleibende Wirkung natürlich von einem ganz andern Stand- 
punkte zu beurteilen. Wenn wir das ganze fabelhafte Anwachsen 
der Staatsschulden und die schwere Belastung des Budgets vor 
Augen halten, so müssen wir die großen Gefahren dieser Belastung 
erkennen, mögen wir deren Wirkung auf die Produktion oder 
auf die Konsumtion in Betracht ziehen. Freilich hat die Inflation 
mit einem Teil dieser Last schon abgerechnet, wodurch natürlich 
eine kolossale Entwertung und Vernichtung der Vermögenskraft 
breiter Schichten der Bevölkerung eingetreten ist. In jedem Falle 
haben die Völker an den Folgen der Kriegsanlehenpolitik schwer 
zu leiden und beruhigend wäre nur der Gedanke, daß die maßlose 
Last der Riesenschulden dem Militarismus und dem Kriege für 
immer ein Ende setze). 
YIL:Abschnitt. 
Reduktion, Konversion und Tilgung der Staatsschulden. 
]l. Reduktion. Der Natur des Staatskredites wie jedes 
Kredites entspricht es, daß die Staatsanlehen nur provisorische 
Einnahmequellen sind, deren übermäßige Inanspruchnahme gleich 
einer schweren Last einen unerträglichen Druck ausüben kann. 
Gewöhnlich sind es außerordentliche Umstände, die seine Inanspruch- 
nahme rechtfertigen. Es entspricht daher dem Interesse des Staats- 
haushaltes, daß die Schuldenlast reduziert und wenn möglich gänz- 
lich gehoben werde. Sowie der Mangel des Staatskredites in ge- 
wissen Fällen die Erfüllung der Staatsaufgaben und damit den 
Staat gefährdet, so kann hinwieder die stete Inanspruchnahme des 
Staatskredites, die daraus sich ergebende stetige Steigerung der 
Lasten die Staatsaufgaben gefährden. So sehr es paradox zu sein 
scheint, so kann doch mit Recht gesagt werden, daß ohne den 
*) Leider sind ähnliche Hoffnungen bisher noch stets getäuscht worden 
(siehe Atkinson, The cost of war and warfare, Brooklin 1902).
	        
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