Full text: Kameralwissenschaften und vergleichende Betriebswirtschaftslehre

Lehrsätze der Volkswirtschaft neben denen der Naturwissen- 
schaft zweckbetont zur Anwendung zu bringen hätten. 
Die Frage, ob nicht auch in den Spezialdisziplinen Ge- 
setzmäßigkeiten aufzuhellen seien, die erst die Volkswirt- 
schaftslehre zu befruchten hätten, war ihm fremd geblieben. 
Viel weniger einseitig war Rau. Er sah deutlich, daß die 
Volkswirtschaftslehre auch abgeleitete Sätze aus der Privat- 
Ökonomie zu übernehmen habe und hat den Gegnern ins 
Stammbuch‘ geschrieben, daß, „wer dies leugne, sich seiner 
Quellen selbst nicht ganz hell bewußt gewesen sei oder 
durch das Unterlassen des Zurückgehens auf diese für die 
Gründlichkeit seiner Behauptung nicht genügend Sorge ge- 
tragen habe“. Aus der Erkenntnis dieses Zusammenhanges 
zieht er die schon erwähnte Folgerung einer. allgemeinen 
Wirtschaftslehre, die vor die Privat- und Volkswirtschafts- 
lehre zu stellen :sei. 
Wie sehr Rau grundsätzlich recht hatte, das weiß heute 
jeder, der etwa die betriebswirtschaftlichen Untersuchun- 
gen über die Intensivierung und Integrierung in der Land- 
wirtschaft kennt oder die Untersuchungen über das Kosten- 
problem, die Frage des Beschäftigungsgrades und die Frage 
der Preisuntergrenze in der kaufmännischen Betriebswirt- 
schaftslehre. 
Die Formel Schulzes, die ja heute noch ‘gerne ge- 
braucht wird, und die die Privatökonomien als Kunstleh- 
ren, die Volkswirtschaftslehre als philosophische Disziplin 
darzustellen beliebt, stimmt eben nicht, und sie wird durch 
ständige Wiederholung auch nicht richtiger. Sie berücksich- 
tigt ebensowenig die Tatsache der Gesetzmäßigkeiten bei 
den Problemen der Betriebswirtschaftslehre wie die Tat- 
sache, daß die Volkswirtschaftspolitik im wesent- 
lichen auch Kunstlehre ist und sein muß. 
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Das Problem des Verhältnisses der Volkswirtschafts- 
lehre zu der Betriebswirtschaftslehre ist durch den Kamera- 
lismus nicht mehr gelöst worden. 
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