Organisation der
Rationalisierungs-Bewegung
VON H. HINNENTHAL
Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Reichskuratoriums
für Wirtschaftlichkeit, Berlin
FRANKFURTER ZEITUNG
[. MORGENBLATT VOM 22. DEZEMBER 1926
Wer die in der Artikelserie der „Frankfurter Zeitung"
gekennzeichneten und vorgeschlagenen „Wege zur Rationa-
lisierung‘‘ in ihrer Gesamtheit betrachtet, wird erkennen, daß
zwar die Ziele dieser Wege — die Anwendungsgebiete der
Rationalisierung — verschieden sind, nicht aber die Wege selbst.
Ob es sich um Klein- oder Großhandel, Handwerks- oder Groß-
betrieb, Landwirtschaft oder Bauwesen, Büro- oder Fabrik-
arbeit handelt, der Weg zur Rationalisierung geht immer über
Normung, das heißt Festlegung von Maß, Zahl und Form —
Typung, das heißt Festlegung von Arten und Sorten — Liefer-
vereinbarungen, das heißt Festlegung des Leistungsinhaltes —
Lösung von Fertigungsproblemen, das heißt Festlegung wirt-
schaftlicher Herstellungsverfahren, und endlich Abrechnung,
das heißt mit möglichst geringem Zeitabstand kontrollierende
Erfassung geschäftlicher Vorgänge.
Versteht man unter „Rationalisierung” nichts anderes als
Methodenverbesserung in der Erzeugung, Verwaltung und Ver-
teilung von Gütern, so ist Rationalisierung ein Schlagwort, das
im Grunde nichts Neues bedeutet, Denn die Geschichte der
Wirtschaft ist zugleich die ihrer nie stillstehenden fortschritt-
lichen Entwicklung,
Mit dieser Deutung ist aber das große Interesse, das die
gesamte wirtschaftliche Welt seit einiger Zeit für „Rationali-
sierung” bekundet, nicht zu erklären. Es müssen neue Momente,
Beweggründe und Ideen in der Sache stecken, die zwischen
Verbesserung und Rationalisierung einen Unterschied machen.
Dieser besteht m. E, darin, daß eine Methodenverbesserung
dann als „Rationalisierung‘ angesprochen werden kann, wenn
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